Judengasse
Ab dem frühen 14. Jahrhundert kamen erste
jüdische Familien nach Montabaur (vgl. Station
4). Sie waren zwar im Grunde freie Bürger, da
sie jedoch von der damaligen Gesellschaft nicht
akzeptiert und zum Teil sogar geächtet wurden,
ließen sie sich am Stadtrand nahe der
Stadtmauer nieder.
Im 14. Jahrhundert entstand die bis heute
erhaltene Judengasse. In dieser Gasse lebten
bei weitem nicht nur jüdische Familien, sondern
auch christliche. Gerade die spätmittelalter-
liche, jüdische Gemeinde war immer klein und
umfasste wenige Familien.
Mit der Verbannung jüdischer Bürger 1418 aus
dem Erzbistum Trier für fast 80 Jahre endete
auch die Geschichte der Judengasse. Auch
wenn in der Gasse in den darauffolgenden 500
Jahren keine jüdischen Bürger mehr lebten,
behielt sie ihren mittelalterlichen Namen. Erst
in nationalsozialistischer Zeit wurde die Straße
1935 auf Befehl des damals gleichgeschalteten
Stadtrats zur Elisabethenstraße umbenannt.
Im Jahr 1995 wurde die Straße auf Initiative
einer 10. Klasse einer Schule aus Montabaur
wieder zur Judenstraße umbenannt. Es zeigt,
dass auch kleine Veränderungen das Erinnern
an jüdisches Leben ermöglichen und die lange
Geschichte damit bewahrt wird.
Im Jahr 2016 wurde der kleine Platz in der
Judengasse zudem zum „Karoline-Kahn-Platz“.
Sie war eine jüdische Bürgerin, die in den
Novemberpogromen von 1938 misshandelt
wurde. Sie steht stellvertretend für alle Juden,
die an diesem Tag aus der Stadt Montabaur
vertrieben wurden.
Montabaur im Mittelalter auf heutigem Stadtplan:
Burganlage , Stadtmauer , Judengasse und
heutiger Karoline-Kahn-Platz
Grafik in Anlehnung an: Roth, 1989