Kleiner Markt

Rund um den Kleinen Markt liegen die Anfänge des bürgerlichen Montabaurs. Schon vor dem Bau der Burg im 10. Jahrhundert befand sich in diesem Bereich - hoch über dem Gelbach - eine kleine Bauernsiedlung. Von hier aus hatte man einen guten Blick über das Land und konnte Feinde schon von weiten ausmachen. Die Siedlung dehnte sich zunächst entlang der späteren Kirchstraße und dem Großen Markt aus. Bald entstand jedoch auch nach Westen entlang des Steinwegs eine Handelssiedlung. Die Straßen der beiden Siedlungskerne trafen sich am Kleinen Markt. Aus den beiden Siedlungskernen und dem Kleinen Markt entwickelte sich die mittelalterliche Siedlung Humbach, das spätere Montabaur. Der Große Markt geht in den Kleinen Markt über und zeigt, dass Montabaur bereits im Mittelalter eine wichtige Handelsstadt war. Im mittelalterlichen Montabaur gab es zahlreiche Marktplätze, damals wurde fast in jeder breiteren Straße gehandelt. Einkaufsgeschäfte, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. Stattdessen wurden alle Waren des täglichen Bedarfs auf Märkten angeboten. Damit es nicht im totalem Chaos endete, wurden die Waren nach Warentypen sortiert auf unterschiedlichen Plätzen in der Stadt angeboten. Auf dem Kleinen Markt fand im Mittelalter beispielsweise der Milchmarkt statt. Rund um den Kleinen Markt sind mehrere schöne Fachwerkhäuser erhalten, vor allem das Haus Thewalt (Kleiner Markt 13) aus dem Jahr 1682 ist sehenswert. Mehrere der alten Fachwerkhäuser am Kleinen Markt haben heute eine verschieferte Fassade. Ursprünglich war das Fachwerkgefüge an der Fassade sichtbar, bis man begann, die Gebäude mit kleinen Schieferplatten zu verkleiden. Dadurch sollte das „ländliche“ Aussehen der Stadt „versteckt werden“ und Montabaur „großstädtischer“ erscheinen.
Steinweg klingt nach einem etwas einfallslosen Namen, aber im Mittelalter wurden viele Straßen und Wege einfach nach den Gegebenheiten benannt. Entweder verriet der Name, welches Gebäude in der Straße stand (z. B. Rathausstraße), wo eine Straße hinführte (z. B. Burggasse) oder aus welchem Material die Straße gemacht war, wie der Steinweg. Im Mittelalter waren nur die wenigsten Straßen und Gassen einer Stadt gepflastert. Meist stampfte man lediglich die Erde, weshalb es bei Regen schon mal verdammt matschig werden konnte. Allerdings wäre es damals viel zu aufwendig und teuer gewesen, alle Gassen mit Steinen zu pflastern. Der Steinweg führte von der Anhöhe in die damals noch moorige und damit immer-feuchte Bachniederung des Stadtbaches, sodass man diese Gasse trotz der großen Arbeit und den erheblichen Kosten schon früh pflasterte, um sie passierbar zu machen.
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Montabaur im Mittelalter auf heutigem Stadtplan: Burganlage , Stadtbefestigung und die zwei Handelssiedlungen / Grafik in Anlehnung an: Roth, 1989
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mit Schiefer verkleidete Gebäude
Das prächtige Haus Thewalt (Kleiner Markt 13) mit dem Schweifgiebel [1] ist mit floralen Motiven reich geschmückt. Die Eckständer im ersten Obergeschoss [2] sind als marmorierte und gedrehte Säulen (Salomonischen Säulen) gestaltet. Blattmotive, Trauben und Blüten schmücken Eck- [3] und Mittelständer. [4] Im Giebel gehen die schneckenförmigen Voluten [5] in eine Blätterranke über. Das Fachwerk ist ebenfalls verziert, viele Streben [6] und Andreaskreuze [7] weisen sogenannte Nasen auf.
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