Vorderer Rebstock
Am Übergang von der mittelalterlichen Stadt
zur oberhalb liegenden Burg lagen ursprünglich
Weinberge, die der heutigen Gasse ihren
Namen gaben. Im Mittelalter war der Weinbau
in Deutschland noch viel verbreiteter.
Damals wurde der Wein vor allem in der Kirche
als Messwein benötigt. Im Mittelalter spielte die
Kirche eine noch viel größere Rolle als heute
und strukturierte den Tag der Bürger. Die
Kirche war nicht nur der Ort für Gottesdienste
und das Gebet, sondern die Bürger fragten
oftmals die Priester um Rat bei allen möglichen
Lebenslagen und den damit verbundenen
Herausforderungen. Deshalb hatte auch das
Abendmahl mit dem Brotbrechen und dem
Messwein eine enorme symbolische Wirkung.
Winzer, die den Messwein anbauten, genossen
in der Stadt großes Ansehen. Aber natürlich
wurde der Wein nicht nur als Messwein genutzt,
sondern auch in den Gasthäusern von
Montabaur ausgeschenkt.
Die Straße „Vorderer Rebstock“ teilt sich in
diesem Bereich in zwei Gassen, die eine
„Häuserinsel“ umschließen. Bis heute ist die
genaue stadtgeschichtliche Entwicklung nicht
geklärt. Möglicherweise lag im Bereich der
„Häuserinsel“ ursprünglich ein Platz, auf dem
vielleicht auch ein Markt abgehalten wurde.
Manche Geheimnisse der Stadtgeschichte wird
man wahrscheinlich nie lösen.
Heute zählt der kleine Platz zu den schönsten
Ecken der Stadt. Er wird von mehreren
Fachwerkhäusern geprägt. Sie stammen aus
der Neuzeit, hauptsächlich aus dem 18.
Jahrhundert. Hier hat sich Montabaur sein
ländliches/bäuerliches Aussehen der Neuzeit
bewahrt. Man kann erahnen, wie es einst in der
Stadt zuging.
Montabaur im Mittelalter auf heutigem Stadtplan:
Burganlage , Stadtbefestigung und
„Häuserinsel“
Grafik in Anlehnung an: Roth, 1989