Hinterer Rebstock
In der Straße „Hinterer Rebstock“ stehen
Fachwerkhäuser des 17. und 18. Jahrhunderts.
Bei manchen ist das Fachwerk inzwischen
verputzt, bei anderen ist es bis heute sichtbar.
In der Neuzeit umfasste der Bau eines
Fachwerkhauses zahlreiche Schritte. Bauholz,
wie wir es kennen, gab es nicht. Man konnte
nicht einfach im Baustoffhandel fertiges Holz
für den Hausbau kaufen.
Die Holzstämme mussten im Winter von Hand
geschlagen werden. Meist verwendete man
Eichen oder Buchen. Laubbäume waren die
häufigste Baumart der Wälder Deutschlands.
Damals gab es kaum Fichten. Erst mit der
Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert
änderte sich dies und die großen
Fichtenplantagen entstanden.
Die benötigten Bäume wurden mit einer Axt
oder Bügelsäge gefällt. Die Stämme wurden
anschließend zu Balken für den Hausbau
zugerichtet. Da es noch keine elektrischen
Maschinen gab, nutzte man hierfür große
Beitbeile und Drumsägen. Anschließend wurden
die Balken mithilfe eines Ochsen- oder
Pferdekarrens zur Baustelle in der Stadt
transportiert, angepasst und eingesetzt. Wenn
man bedenkt, wieviel Arbeit jeder dieser
einzelnen Schritte war, bekommt man ein
Gefühl dafür wie lange der Bau eines Hauses in
der frühen Neuzeit dauerte.
Besonders schöne Fachwerkhäuser in der
Straße sind Hausnummer 3 und vor allem
Hausnummer 6 mit schönen Reliefs.
Hinterer Rebstock 3: Im Erdgeschoss wurden
lediglich Schwelle [1], Ständer [2], Riegel [3]
und Rähm [4] verbaut. Die darüberliegendenden
Geschosse sind mit durchkreuzten Rauten [5],
Andreaskreuzen [6], Streben [7] und genasten
Feuerhölzern [8] wesentlich aufwendiger
gestaltet.
Hinterer Rebstock 6: Fachwerkhaus mit floralen
Schnitzereien an den Eckständern [1]. Die
geschnitzten Reliefs [2] zeigen den Apostel
Johannes und den Heiligen Jakob, sowie das
Baujahr des Hauses. Der Fensterbereich ist
hervorkragend und wird optisch von
Salomonischen Säulen [3] mit verzierten
Kapitellen [4] und Knaggen [5] getragen. Der
Mittelständer [6] ist ebenfalls mit einem floralen
Motiv versehen. Es handelt sich um einen
Lebensbaum, der ein langes Leben und
Kinderreichtum symbolisiert.