Schloss Montabaur

Der Schlossberg von Montabaur bildete die Keimzelle der heutigen Stadt Montabaur. Wahrscheinlich lag hier schon im 9. Jahrhundert eine kleine Bauernsiedlung. Nachdem die Region um 900 unter Herrschaft der Konradiner gekommen war (vgl. Station 1) ließ Hermann I. von Schwaben (†949) auf dem Hügel eine Burganlage errichten. Es war eine kleine Turmhügelburg (Motte), die von mehreren kleinen Fachwerkgebäuden umgeben war. Geschützt wurde diese kleine Siedlung durch Holzpalisaden. Holztore schützten den Zugang. Zwischen 1018 und 1022 fiel die Region an das Erzbistum Trier. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde die Burganlage durch die trierischen Erzbischöfe immer wieder umgebaut und erweitert. Dadurch erhielt die Anlage ihr heutiges Aussehen. Vor allem Erzbischof Theoderich II. von Wied (*um 1170, †1242) baute die Burg aus und gab ihr die heutige Grundgestalt. Der hohe Bergfried in der Mitte der eigentlichen Burganlage ist der älteste Teil, er stammt aus der Zeit um 1280. Ab etwa 1520 wurde die mittelalterliche Burganlage zu einem renaissancezeitlichen Schloss umgebaut. Zwischen 1687 und 1709 ließ der trierische Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck (*1634, †1711) das Schloss im Stil des Barocks umgestalten, sodass die Anlage ihr heutiges Aussehen erhielt. Heute ist die Anlage in Privatbesitz und dient seit 1969 als Schulungs- und Tagungszentrum der Akademie Deutscher Genossenschaften. Im Zuge dessen wurde die Anlage umfassend saniert und nach historischen Unterlagen wiederhergestellt. Es benötigt Mut und entschiedenes Handeln, Geld aber auch Zeit, um historische Bausubstanz für die Nachwelt zu bewahren und damit zum Erhalt eines historisch geprägten Stadtbildes beizutragen. Wir müssen uns auch in der heutigen Zeit immer wieder für den Schutz und Erhalt unserer historischen Gebäude stark machen. Ist ein historisches Bauwerk erst einmal abgerissen, ist es unwahrscheinlich, dass es wiederaufgebaut wird. Bis heute erleben wir dennoch immer wieder den Abriss von Denkmalen und damit den Verlust unserer eigenen Geschichte.
Die gelbe Farbe des Schlosses ist schon von weitem ein echter Blickfang. Doch sah das Schloss schon immer so aus? Untersuchungen haben ergeben, dass das Schloss schon vor rund 350 Jahren (also in der Zeit des Barocks) gelb gestrichen war. Viele Menschen stellen sich vor, dass mittelalterliche Städte eintönig grau waren. Doch tatsächlich waren die Städte früher vermutlich sogar bunter als heute. Nicht nur der Adel und das gehobene bürgerliche Milieu strichen ihre Häuser, auch weniger situierte Bewohner wollten ihre Häuser verschönern und damit ihren Status anzeigen.
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Montabaur im Mittelalter auf heutigem Stadtplan: Burganlage , Stadtbefestigung Grafik in Anlehnung an: Roth, 1989