Heilig-Geist-Hospital

Rund um den heutigen Konrad-Adenauer-Platz sah es bis vor etwa 200 Jahren noch ganz anders aus. Jahrhundertelang stand hier das Heilig-Geist-Hospital. Über die Anfänge des Hospitals ist kaum etwas bekannt, um 1353 wird die Hospitalkirche erstmals erwähnt. Das Hospital war jedoch kein mittelalterliches Krankenhaus, sondern eine Art Altenheim für arme Bürger der Stadt. Hier gab es zwölf Plätze für Männer und zwölf für Frauen, abgeleitet von den zwölf Aposteln von Jesu. Daran erkennt man schon, es war eine christliche Einrichtung, in der das Leben dem eines Laienklosters glich. Auf die wenigen Plätze im Hospital musste man sich bewerben, wobei es meist mehr Bewerber als Betten gab. Das Hospital wurde vom Stadtrat Montabaurs verwaltet, ihm stand ein Hospitalmeister vor, der die Organisation übernahm. Die im Hospital lebenden Menschen waren meist arm. Manchmal wurden jedoch auch wohlhabende Menschen aufgenommen, um damit an Ländereien oder Geld zu gelangen, denn bei Eintritt in das Hospital ging der eigene Besitz in den des Hospitals über. Seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit finanzierte sich das Hospital über die Bewirtschaftung eigener Ländereien. Die Bewohner, die es körperlich schafften, arbeiteten auf den landwirtschaftlichen Flächen. Dennoch kam es im Laufe des Bestehens immer wieder zu Zeiten, in denen die Finanzierung des Hospitals schwierig war. Im Zuge der Gegenreformation im Erzbistum Trier wurden die Franziskaner um 1641 nach Montabaur gerufen, um hier die Reformationsbewegungen, die wie in vielen Regionen Deutschlands bei der Bevölkerung durchaus Anklang gefunden hatten, zu „bekämpfen“. Sie sollten Seelsorge betreiben und die Kinder in der „richtigen Lehre“ unterrichten. Zu dieser Zeit hatte der Stadtrat jedoch kaum finanzielle Mittel, sodass es zunächst schwierig war, den Franziskanern einen Bauplatz für den Bau eines Klosters oder ein bestehendes Gebäude als Kloster zur Verfügung zu stellen. Um 1653 wies man den Franziskanermönchen einen Teil des Heilig-Geist-Hospitals zu. Schon bald wurde es für das stetig wachsende Kloster in den Hospitalgebäuden zu eng, sodass die Bewohner des Hospitals umziehen mussten und die Mönche die gesamte Anlage übernahmen. Die Hospitalbewohner zogen in das auf der anderen Straßenseite liegende Brauhaus um. Das Brauhaus wiederum wurde in den Süden der damaligen Stadt in die Nähe der Stadtmauer verlegt. Dort wurde eine neue Brauerei errichtet. Da die alten Hospitalgebäude baufällig waren und auch nicht den Ansprüchen der Franziskaner gerecht wurden, entschied man sich um 1679, die Gebäude abzureißen und ein neues Klostergebäude zu errichten. Etwa 150 Jahre später, im Zuge der Säkularisation, wurde das Kloster 1813 aufgelöst. Der Komplex fiel in den Besitz der Stadt. Anschließend war man sich uneins darüber, was man mit den alten Klosteranlagen und der Klosterkirche machen sollte. Zudem gab es Spannungen zwischen dem früheren Franziskanerpater und dem Priester der Stadtkirche. Schlussendlich wurde die Klosterkirche 1824 abgerissen und das Klostergebäude als Amtshaus genutzt. Der ehemals vor dem Kloster gelegene Klostergarten umgestaltet. Außerdem wurde 1823 auf dem Areal des alten Hospitals ein neues Gebäude errichtet, welches als Armenhaus genutzt wurde. Nachdem das Hospital im Zuge der Säkularisation umstrukturiert worden war, konnte es hier fortbestehen. Im Laufe der Zeit wurden die alten Kloster- und Hospitalgebäude immer weniger genutzt und verfielen langsam. Der im Bereich des Klostergartens neu geschaffene Platz diente zunächst als Marktplatz, später auch als Volksfestplatz. Heute erinnert kaum mehr etwas an die Geschichte des Hospitals und Franziskanerklosters. Aus dem Stadtplatz entwickelte sich der heutige Konrad-Adenauer- Platz. Die verbliebenen Kloster- bzw. Hospitalgebäude wurden im Jahr 1974 abgerissen, um Platz für einen Erweiterungsbau des Rathauses zu schaffen. Bis heute sind die Umstände unklar, die 1974 zum Abriss dieser stadtgeschichtlich bedeutsamen Gebäude geführt haben. Manche sprechen davon, dass damals keine Genehmigung zum Abriss der Gebäude vorlag. Heute erinnert nur noch der Straßenname Klosterstraße an die Geschichte des Franziskanerklosters.
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Montabaur im Mittelalter auf heutigem Stadtplan: Burganlage , Stadtbefestigung und Franziskanerkloster mit Klostergarten Grafik in Anlehnung an: Roth, 1989
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ungefähre Lage des früheren Hospitals auf heutigem Stadtplan: Hospital mit Hof , Franziskanerkloster , Klostergarten , Rathaus , Gäulsbach und Färberbach Grafik in Anlehnung an: Schewior, 2004