Wolfsturm
Über die Anfänge der mittelalterlichen Stadt-
mauer ist nur wenig bekannt. Wahrscheinlich
gab es bereits vor der Stadterhebung eine
Stadtbefestigung, vielleicht ein System mit
Holzpalisaden und Erdwällen. Mit der
Stadterhebung von Montabaur wurde bereits
eine erste Stadtbefestigung erwähnt.
Spätestens gegen Ende des 14. Jahrhunderts
wurde eine Stadtmauer aus Steinen errichtet.
Aus dieser Zeit stammt auch der Wolfsturm,
der damals der wehrhafteste Turm des
Befestigungsrings war. Besonders von Süden
und Westen war Montabaur leicht angreifbar, da
hier natürliche Hindernisse fehlten. Deshalb
errichtete man hier den Turm als wehrhaftes
Bollwerk gegen Feinde.
Im Mittelalter hatte die Stadtmauer mehrere
Aufgaben. Zum einen schützte sie die Bürger
und ihr Hab und Gut vor Feinden und
Räuberbanden. Außerdem ermöglichten die
Tore die Kontrolle darüber, wer ein- und
ausging. Beispielsweise mussten auswärtige
Händler einen Marktzoll / Wegezoll entrichten,
wenn sie die Stadt passieren bzw. ihre Waren
auf einem der Märkte anbieten wollten.
Der Wolfsturm diente zudem als
Gefängnisturm. Besonders zu Zeiten der
Hexenverfolgung wurde der Turm als Verließ für
die verdächtigten Frauen und Kinder genutzt.
Zwischen 1550 und 1650 kam es in weiten
Teilen Deutschlands zur Verfolgung von Hexen,
wobei zumeist Frauen und Mädchen betroffen
waren.
Zu dieser Zeit gab es große Veränderungen in
der Gesellschaft und der Umwelt. Damals
sanken die Durchschnittstemperaturen in
Europa durch die „Kleine Eiszeit“, was
Missernten und Verlust an Vieh zur Folge hatte.
Zudem kam es zu verheerenden Seuchen und
großen Kriegen (z. B. Dreißigjähriger Krieg).
Dadurch war die Bevölkerung verunsichert und
begab sich auf die Suche nach Schuldigen. Man
machte Frauen, Mädchen und manchmal auch
Männer für diese Unglücke verantwortlich, die
nicht in das damals typische gesellschaftliche
Schema passten. Sie wurden auf zumeist
grausame Art bestraft, gefoltert und
hingerichtet.
Im späten 19. Jahrhundert war der Turm stark
baufällig und wäre damals beinahe abgerissen
worden. Glücklicherweise wurde der Wert
dieses bedeutenden Stadtmauerturms erkannt,
sodass man ihn stattdessen sanierte. Die
charakteristischen Zinnen des Turmes erinnern
zwar an mittelalterliche Zeiten, folgen jedoch
nicht historischem Vorbild, sondern sind im
Zuge der Sanierung des Turmes entstanden.
Montabaur im Mittelalter auf heutigem Stadtplan:
Burganlage , Stadtmauer (noch erhalten
bzw. nicht mehr erhalten ) mit Türmen und
Gebücke
Grafik in Anlehnung an: Roth, 1989