Obermarkt

Schon zu vorchristlicher Zeit war der Bereich rund um Mühlhausen besiedelt. Diese Region liegt vor Hochwasser gut geschützt oberhalb der ursprünglich sumpfigen Unstrut Niederung. Erste Anzeichen der heutigen Stadt stammen aus dem 5. Jahrhundert. Archäologische Funde unterstützen die These, dass es hier schon damals eine Burganlage und wahrscheinlich auch eine kleine Siedlung gegeben hat. Laut einer sagenhaften Überlieferung soll auch der Hunnenkönig Attila in der Burg zu Gast gewesen sein. Viel später, im Jahr 967 wird Mühlhausen erstmals urkundlich erwähnt. Der damalige deutsche Kaiser Otto II. (*955, †983) hielt sich gerne in Mühlhausen auf. Daraus ist abzuleiten, dass es schon damals in der Stadt eine Königspfalz gab. Auch sein Nachfolger, Otto III. (*980, †1002) weilte mehrfach in der Stadt. Dies unterstreicht die Bedeutung Mühlhausens im Hochmittelalter. Im Jahr 1256 zerstörten die Bürger von Mühlhausen die Pfalz, so dass von dieser heute noch kaum etwas erhalten ist. Im Jahr 1220 wurde Mühlhausen als eine der ersten Städte zur Reichsstadt ernannt, wodurch die Bürger Mühlhausens sehr viel Selbstbestimmung erlangten und der Handel florierte. In den kommenden Jahrhunderten stieg Mühlhausen zu einer der wichtigsten Handelsstädte Thüringens auf, wurde Teil des Hansebundes und bildete zusammen mit Erfurt und Nordhausen den Thüringer Dreistädtebund. In Wanfried an der Werra (heutiges Hessen) lag der nächstgelegene Hafen, sodass sogar Handel über die Werra und Weser bis zur Nordsee möglich war. Im 9. Jahrhundert gab es im Bereich der heutigen Altstadt mehrere Siedlungszellen, aus denen bis ins 12./13. Jahrhundert die heutige Altstadt entstand. Einer dieser Siedlungskerne lag rund um den Obermarkt, der erstmals um 1220/1221 als Zentrum der Neu- oder Oberstadt erwähnt wurde. Auf dem Obermarkt wurde mit allen möglichen Waren gehandelt. Der mittelalterliche Obermarkt war eines der wichtigsten Handelszentren der Stadt. Zahlreiche Handelsgebäude standen entweder direkt am Platz oder in geringer Entfernung. Hierzu zählte beispielsweise die städtische Brotlaube. Nur hier durfte mit Brot und anderen Backwaren gehandelt werden. Dadurch konnte der Stadtrat bzw. die Marktaufsicht Preis und Qualität der angebotenen Waren gut überwachen. Der heutige, klassizistische Bau der Brotlaube wurde 1722 fertiggestellt. Gegenüber der Brotlaube stand bis ins 19. Jahrhundert ein wichtiges Handelshaus – die Fleischbänke. Im Erdgeschoss wurde an den Fleischbänken mit Fleisch gehandelt. Im Obergeschoss wurden von den Tuchhändlern wertvolle Stoffe verkauft. Nachdem das Gebäude der Fleischbänke und Tuchhändler im späten 19. Jahrhundert abgebrochen wurde, entstand bis 1882 das kaiserliche Post- und Telegraphenamt.
Siedlungsentwicklung von Mühlhausen Salische Pfalzstadt Ministerialsiedlung am unseren Steinweg Kaufmannswiek bei St. Kiliani Marktsiedlung um den Untermarkt, die Erfurter und die Görmarstraße Siedlungskern um den Kormarkt Siedlungskomplex St. Jakobi (Jakobiviertel) und St. Nikolai (Nikolaivorstadt) Vorstadt St. Margarethen Vorstadt St. Georgi Vorstadt St. Martini nachträglich bebaute Flächen und Plätze (13.- 15. Jh.) Plan in Anlehnung an: Günther und Korf 1986
Lage der Königspfalz zu Zeiten Otto II. Plan in Anlehnung an: Günther und Korf 1986
 OpenStreetMap contributors  OpenStreetMap contributors
früher Brotlaube, heute Bürgerbüro
Lage und Größe des mittelalterlichen Obermarktes mit St. Marien (vgl. Station 2) und St. Johannis. Die Stadtmauer mit dem Inneren Frauentor [1] und dem Äußeren Frauentor [2] gab es damals noch nicht. Abbildung verändert nach Badstübner 1989
Achte bei Station 5 mal auf den großen Platz vor dem Inneren Frauentor. Er ist bis heute erhalten und dient inzwischen als Parkplatz
 OpenStreetMap contributors 1 2