Schwemmnotte
Im Mittelalter zählte Mühlhausen zu den
größten und wichtigsten Städten im damaligen
Thüringen. Als Reichsstadt war sie zudem
jahrhundertelang ein wichtiges Handelszentrum
im Herzen Deutschlands. Mitten durch die Stadt
floss die Schwemmnotte, die mehrere Mühlen
antrieb (vgl. Station 4). An dieser Stelle, am
sogenannten Hanfsack, fließt die Schwemm-
notte gut sichtbar in mehreren Bögen über den
heutigen Platz, bevor sie durch einen Durchlass
in der mittelalterlichen Stadtmauer die heutige
Altstadt verlässt. An dieser Stelle standen
ursprünglich mehrerer Adelshöfe, die den sehr
eigenartigen Flussverlauf erklären.
Da es im Mittelalter noch kein Wasserleitungs-
system gab, hatte die Stadt Mühlhausen
mehrere Brunnen zur Trinkwasserversorgung.
Sie lagen an Plätzen oder breiteren Straßen-
bereichen. Hier konnten die Menschen dann ihr
Wasser in Eimern holen und nach Hause tragen
– sicherlich eine mühsame Aufgabe.
Mühlhausen hatte bereits im Mittelalter ein
ausgeklügeltes Brauch- und Abwassersystem.
Es basierte auf Kanälen, die sowohl Brauch-
wasser lieferten, als auch Schmutzwasser
ableiteten. Zusätzlich nutzte man das Wasser
zur Flutung der sogenannten Straßenbäche. Mit
dem Ausbau der Oberstadt gab es fast in jeder
Straße einen Straßenbach. So wurde die Straße
regelmäßig gereinigt und Brauch- / Abwasser
für die dort ansässigen Handwerksbetriebe floss
direkt vor der Tür. Das war im Mittelalter eine
große Besonderheit.
In anderen mittelalterlichen Städten wurde das
Schmutzwasser einfach auf die Straße
gegossen. Mühlhausen hatte dank seines
Abwassersystem geradezu hygienische
Zustände.