St. Marien

Die Kirche St. Marien ist nach dem Erfurter Dom das zweitgrößte Kirchengebäude Thüringens und unterstreicht die große Bedeutung des mittelalterlichen Mühlhausens. Die Ursprünge von St. Marien liegen bis heute im Dunkeln. Möglicherweise gab es schon zu ottonischer Zeit einen Kirchenbau. Etwas überraschend erscheint der helle Baustein der Kirche. Auf den ersten Blick ist es ein in Deutschland eher selten genutzter Stein und erinnert an italienische Bauwerke. Dies kommt nicht von ungefähr, denn nicht nur die Kirche St. Marien, sondern viele der anderen Kirchen und die Stadtmauer wurden aus diesem Gestein errichtet. Es handelt sich um Travertin, der auch in Italien seit Jahrtausenden als Baustein Verwendung findet. Der verbaute Travertin ist der sogenannte Langensalzaer Travertin (auch als Mühlhäuser Travertin bezeichnet). Es handelt sich um einen Kalkstein, der hier in der Region seit dem Mittelalter abgebaut wurde. Die Travertin- Lagen, die sogenannten Gesteins-Bänke, sind bis zu 3 Meter mächtig. Entstanden ist das Gestein entweder vor etwa 125.000 Jahren im Mittelpleistozän oder erst in den letzten 10.000 Jahren an Quellenaustritten in der Region. Dabei kommt das stark mit Kalk (Hydrogencarbonat-Ionen, HCO 3 ) gesättigte Wasser mit einem niedrigen pH-Wert an die Oberfläche. Wenn es sich dann erwärmt und das CO 2 an die Atmosphäre abgibt, wird der Kalk ausgefällt und abgelagert.
Kirchturm St. Marien
Südportal St. Marien
Der erste dokumentierte Bau stammt aus dem 11./12. Jahrhundert.
Der heutige gotische Kirchenbau ist der dritte Kirchenbau an dieser Stelle und wurde im frühen 14. Jahrhundert begonnen. Teile des Baus, wie beispielsweise die seitlichen Türme am Westportal, stammen noch vom romanischen Vorgängerbau. Ein Ablassbrief aus dem Jahr 1317 deutet auf den damaligen Baubeginn hin. Die Bauzeit war für damalige Verhältnisse relativ kurz, schon im späten 14. Jahrhundert war die Kirche weitestgehend fertiggestellt. Ihr heutiges Aussehen erhielt St. Marien erst viel später, denn der neogotische, über 86 Meter hohe Kirchturm wurde erst 1903 vollendet. Bis heute prägt dieser die Stadtsilhouette und ist schon von weitem zu sehen.
Der zweite (romanische) Kirchenbau wurde im 13. Jahrhundert fertiggestellt. Im Jahr 1315 wurde die Kirche bei einem Stadtbrand zerstört.