Jakobikirche
Die frühe Geschichte der Jakobikirche ist bis
heute ungeklärt. Der heutige Kirchenbau
entstand im 13./14. Jahrhundert, wobei es
mehrere Vorgängerbauten gab. Schon im 11.
Jahrhundert, lange vor der Stadtgründung,
stand an dieser Stelle ein größerer Kirchenbau.
Kaum etwas ist über diese frühe Kirche
bekannt, möglicherweise wurde sie von einem
lokalen Adelsgeschlecht oder sogar vom
damaligen deutschen König selbst errichtet.
Rund um die Kirche wurden bei archäologischen
Ausgrabungen Keramik und frühe Gräber
gefunden, sodass rund um die Kirche
wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert eine
kleine Siedlung bestand.
Möglicherweise ist die Jakobikirche sogar älter
als St. Marien (vgl. Station 2) und war vielleicht
die erste Pfarrkirche der Oberstadt. Leider
fehlen bis heute hierfür entsprechende
Urkunden oder schriftliche Zeugnisse.
Ab dem späten 13. Jahrhundert ging die
Jakobikirche in den Besitz/die Hoheit des
Deutschen Ordens über. Zu Zeiten des
Deutschen Ordens wurde die nahe Kirche St.
Marien deutlich bedeutsamer, sodass die
Jakobikirche langsam an Relevanz verlor.
Beschleunigt wurde der Bedeutungsverlust
nach der Reformation, als sie nur noch
sporadisch genutzt wurde. Im Jahr 1559
brannte die Kirche aus, 1592 stürzten Teile des
Langhauses ein, sodass die Kirche viele ihrer
mittelalterlichen Schätze verlor. Im frühen 19.
Jahrhundert wurde die kleine Jakobigemeinde
an die Gemeinde St. Marien angeschlossen und
die Kirche 1831/1832 endgültig geschlossen
und profanisiert. Beinahe wäre die Kirche
anschließend sogar abgerissen worden.
In den darauffolgenden Jahrhunderten verfiel
die Kirche, denn man hatte keine sinnvolle
Nutzung für sie, wollte jedoch auch nicht in die
Bausubstanz investieren. Ab den 1930er Jahren
war die Kirche mehr oder weniger marode und
baufällig. Erst in den 1980er Jahren begann
man mit zaghaften Sicherungsmaßnahmen, die
den zunehmenden Verfall jedoch nicht
aufhalten konnten. Erst eine umfassende
Sanierung in den 1990er Jahren konnte diese
für Mühlhausen bedeutende Kirche retten. Seit
2004 ist in dem Bau die Stadtbibliothek zu
finden.
Es ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass wir
uns für unser kulturelles Erbe einsetzen
müssen, um es langfristig zu bewahren. Die
Idee vom Denkmalschutz ist noch gar nicht so
alt, sondern entstand erst in den 1920er
Jahren. Zuvor hatte man sich kaum Gedanken
über die alten Gebäude der Stadt gemacht –
sondern riss diese relativ unbesorgt ab, um
etwas Neues zu errichten.
Neben der Bewahrung der Baudenkmäler ist
auch immer die Nutzung dieser historischen
Gebäude eine wichtige Frage. Auf den ersten
Blick erscheint eine Bibliothek in einer
mittelalterlichen Kirche etwas befremdlich,
andererseits wurde die Kirche auf diese Weise
erhalten und es ist „neues“ Leben eingezogen.