Kornmarktkirche

Jahrhundertelang wurde das kirchliche Leben in Mühlhausen vom Deutschen Orden geprägt. Der Orden stellte die Pfarrer der Stadtkirchen und hatte damit die Hoheit über die „Lehre der Bürger“. Im Mittelalter hatten Kirchen noch einen ganz anderen Stellenwert. Besonders im 14. Jahrhundert kam es zu großen Veränderungen in der Gesellschaft, viele Bewohner flüchteten aus der Landknechtschaft in die Städte, um hier ein freies Leben zu führen. Dabei stießen sie natürlich immer wieder auf neue Herausforderungen. Die Pfarrer und andere Kirchenangehörige waren wichtige Vertrauenspersonen, um nach Rat zu fragen. Auf diese Weise konnten die Bewohner die Herausforderungen des „neuen“ Lebens besser bewältigen. Zudem waren die Stadtkirchen das gesellschaftliche Zentrum der mittelalterlichen Städte. Hier traf man sich nicht nur zum Gebet, sondern kam ins Gespräch, feierte und trauerte gemeinsam. Viele andere mittelalterliche Städte hatten eine ganze Reihe unterschiedlicher Orden und damit Klöster in der Stadt, in Mühlhausen waren es neben dem Deutschen Orden nur drei weitere: ein Kloster der Weißfrauen, ein Kloster der Dominikaner und ein Franziskanerkloster. Dieses war zum einen vom Deutschen Orden so gewollt und zum anderen hatte die freie und stolze Bürgerschaft bereits im Jahr 1302 ein königliches Privileg erhalten, weitere Klostergründungen in der Stadt zu verbieten. Die Kornmarktkirche war jahrhundertelang die Klosterkirche des Mühlhäuser Franziskanerklosters. Das Kloster wurde um 1232 gegründet. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster aufgelöst. Zunächst nutzte die evangelische Gemeinde die Kirche. Später säkularisierte man das Gebäude und riss ab 1568 die übrigen Klosteranlagen ab. Seit dem Jahr 1975 befindet sich in der ehemaligen Klosterkirche eine Gedenkstätte für den Deutschen Bauernkrieg. Sie ist anlässlich der 450-Jahrfeier des Ereignisses entstanden. Dafür wurde die damals in schlechtem Zustand befindliche Kirche grundlegend saniert und der mittelalterliche Zustand wiederhergestellt. Die Gedenkstätte Deutscher Bauernkrieg ist eine der umfassendsten Sammlungen zu diesem Krieg in Deutschland. Besonders in der ehemaligen DDR hatte der Bauernkrieg eine große Bedeutung, passte dieser doch ganz hervorragend in die Ideologie des Regimes. Man sprach von einer „frühbürgerlichen Revolution 1476 bis 1525“ und fasste den Bauernkrieg und die Reformation als eine Bewegung auf. Während der DDR war der Bauernkrieg ein sehr bedeutsames Forschungsgebiet, zu dem hunderte Abhandlungen aller Art entstanden.
geistliche Stiftungen, Ordens- und Klosterhöfe Plan in Anlehnung an: Günther und Korf 1986
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Kornmarktkirche
Fachwerkhaus gegenüber der Kornmarktkirche
Die Kornmarktkirche ist nach dem Kornmarkt benannt, auf dem jahrhundertelang mit Getreide gehandelt wurde. Nachdem das Kloster um 1802 aufgelöst wurde, nutzt man auch die Kirche zumindest zeitweise als Lagerraum für Getreide und als städtische Waage.