Adelsheimer Hof

Nur wenig ist über die Anfänge der Stadt Nassau bekannt. Ursprünglich lag hier an der Lahn eine fränkische Militärstation, die den Verkehr entlang und über die Lahn kontrollierte. Im Jahr 915 wird eine „Villa Nassova“ urkundlich erwähnt - ein fränkischer Königshof, der wahrscheinlich hier im Bereich des heutigen Rathauses stand. An dieser Stelle, weit oberhalb der Lahn, war der Königshof gut vor Hochwasser geschützt. Im Jahr 915 verschenkte der damalige ostfränkische König Konrad I. (*um 881, †918) den Königshof an ein Kollegiatstift in Weilburg, wodurch der Königshof im Jahr 993 in den Besitz des Bistums Worms kam. Um 1034 erwarb der Wormer Bischof weitere Ländereien (40 Bauernhöfe) in der Region und erweiterte damit seinen Besitz. Graf Dudo von Laurenburg (†vor 1124) erhielt Nassau als Lehen und begründete damit das bis heute bestehende Adelsgeschlecht Haus Nassau. Aufgrund guter Beziehungen zu den staufischen Königen und Kaisern nahm das damals noch junge Haus Nassau einen enormen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg. Schon bald besetzten Mitglieder des Adelshauses Nassau bedeutende Ämter des damaligen Heiligen Römischen Reiches. Im Jahr 1247 starb Heinrich der Reiche. Zunächst regierten seine beiden Söhne Walram II. (*um 1220, †1276) und Otto I. (†1289 oder 1290) gemeinsam. Im Jahr 1255 kam es dann zur Landesteilung. Die Grafschaft war nun in die walramsche und ottonische Linie gespalten. Dadurch wurde der Einfluss der Grafschaft Nassau deutlich geschwächt. In den darauffolgenden Jahrhunderten kam es zu weiteren Spaltungen, sodass die einst zusammenhängende Grafschaft Nassau in viele kleine und kleinste Herrschaftsgebiete zersplitterte. Die Burg und die damalige Siedlung „Amt Nassau“ blieben gemeinsames Eigentum beider Linien (ottonische und walramsche Linie). Im Jahr 1323 ließ Graf Gerlach I. (*um 1285, †1361; walramsche Linie) den Ort Nassau befestigen. Im Jahr 1348 erhielt Nassau das Stadtrecht, 1355 folgte das Marktrecht. Mit dem Stadtrecht änderte sich in Nassau jedoch nicht viel, die Stadt und Region war weiterhin bäuerlich geprägt. Nach der Landesteilung wurde Nassau von verschiedenen Burgmannen verwaltet, die zunächst auf der Burg und später in der Stadt lebten. Unter ihnen waren auch die Herren von Stein. Diese Familie ließ den „Adelsheimer Hof“ errichten (1609 fertiggestellt). Nachdem diese Adelslinie ausgestorben war, fiel das Anwesen an den nächsten Verwandten: Christoph Albrecht von Adolzheim. Und aus „Adolzheim“ wurde dann im Laufe der Zeit der heutige Name „Adelsheim“. Heute wird der prächtige Fachwerkbau als Rathaus genutzt. Nimm dir etwas Zeit und erkunde das Fachwerk auf der vom Marktplatz abgewandten Seite des „Adelsheimer Hofes“. Die Fachwerkbauweise zählt zu den ältesten Bauformen der Menschheit. Um 4000 v. Chr. gab es im heutigen Baden erste Nachweise von Fachwerkhäusern in Mitteleuropa. Im Mittelalter wurde dieser Baustil perfektioniert. Immer komplexere Hausformen konnten entstehen. Interessanterweise kommt die Grundkonstruktion eines Fachwerkhauses fast ohne Nägel aus. Die Stabilität – auch von mehrstöckigen Bauten - wird lediglich durch Holzverbindungen erlangt. Manchmal wurden die Verbindungen durch Holznägel verstärkt. Diese Holzstücke sehen wie ein Kegel aus und werden in vorgebohrte Löcher geschlagen.
Nassau im 19. Jahrhundert auf heutigem Stadtplan: Lage des Adelsheimer Hofes innerhalb der Stadtmauer
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Das Fachwerk des Adelsheimer Hofes ist durchaus bemerkenswert - man sieht hier eine Kombination aus großen Andreaskreuzen [1] mit K-Streben [2]. Die Eckständer sind reich verziert [3]. Im Brüstungsbereich findet man kleinere, genaste und geschweifte Andreaskreuze [4], sowie durchkreuzte Rauten [5].
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