St. Martin
Schon in karolingischer Zeit gab es in Bereich
von Nienburg mehrere kleine Siedlungen an
einer Furt durch die Weser. Die Menschen
wohnten auf einer eiszeitlichen Sanddüne und
waren so vor dem Hochwasser der Weser gut
geschützt. Sie lebten hauptsächlich vom
Fischfang.
Entlang der Weser verlief ein wichtiger
Handelsweg von Minden nach Bremen, sodass
man inzwischen davon ausgeht, dass es in
dieser frühen Siedlung auch einen Königshof
gab, in dem der damalige deutsche König bei
seinen Reisen nächtigen konnte. Bisher konnte
solch ein Königshof jedoch nicht nachgewiesen
werden. Kreisförmig rund um Nienburg
befanden sich damals mehrere Burgen des
niederen Adels (sogenannte Sumpfburgen),
welche die damalige Siedlung schützten.
Die Stadt Nienburg wird erst 1025 erstmals
urkundlich erwähnt. Damals war die Stadt im
Besitz des Bistums Minden. Der Mindener
Bischof unterhielt hier eine Kirchenburg, die
namensgebend für die Stadt war. Nienburg
leitet sich von „neuer Burg“ ab – womit
wahrscheinlich die Mindener Kirchenburg
gemeint ist. Dies unterstützt die Vermutung,
dass es in Nienburg bereits zuvor einen
Königshof gab und danach die neue (Kirchen-)
Burg entstand.
Nachdem Nienburg um 1215 Teil der Grafschaft
von Hoya geworden war, blühte die Stadt auf
und entwickelte sich zu einer bedeutenden
Handelsstadt an der Mittelweser. Bestärkt
wurde dieser Trend, als Nienburg nach der
Teilung der Grafschaft Hoya (1345) der
Residenzort der oberen Grafschaft wurde.
Die Anfänge von St. Martin liegen
möglicherweise in der Kirchenburg der
Mindener Bischöfe oder sogar des ehemaligen
Könighofes aus karolingischer Zeit. Dafür
spricht auch das Patrozinium des hl. Martins –
ihm sind viele frühe Kirchenbauten geweiht, die
zu Zeiten der Christianisierung entstanden sind.
Interessanterweise ist St. Martin nicht ganz
Ost-West ausgerichtet (Ostung), sondern
wurde an den Verlauf der „Langen Straße“
angepasst, die damals eine bedeutende
Handelsstraße entlang der Weser war.
Ab etwa 1215 wurde Nienburg Teil der
Grafschaft Hoya, wodurch die Kirche St. Martin
aus dem Bistum Minden gelöst wurde. Die
Grafen bauten die Kirche zur Stadt-, Pfarr- und
später zu ihrer Begräbniskirche aus. Die
ältesten Teile der Kirche stammen noch aus
dem frühen 13. Jahrhundert. Große Teile der
heutigen Kirche entstanden Mitte des 15.
Jahrhunderts, als sie umfassend umgebaut und
erweitert wurde. Ihr heutiges Aussehen erhielt
die Kirche erst im späten 19. Jahrhundert. Im
Jahr 1896 wurde der neogotische Turm
errichtet. Die spätmittelalterliche Kirche hatte
nur einen kleinen Uhrturm auf dem Dach.
Lage der Grafschaft Hoya um 1580. Strittige oder
nur zeitweise zu Hoya gehörende Gebiete (gelb).
Um das Jahr 1343/1346 wurde die Grafschaft
zwischen Erben aufgeteilt und es entstand die
Niedere Grafschaft mit Hoya und die Obere
Grafschaft mit Nienburg als Residenzstadt.