Freitag’sche Burgmannshof

Ganz typisch für Nienburg sind die vielen erhaltenen Burgmannshöfe, wie beispielsweise der Freitag’sche Burgmannshof. Die genaue Geschichte der Burgmannen in Nienburg ist bis heute unklar. Bereits im 12. Jahrhundert gab es in Nienburg mehrere Burgmannen. Burgmannen waren Adelige aus der Region, die rechtlich nicht zur Bürgerschaft zählten und den Hof als Lehen auf Lebenszeit vom Landesherren erhalten haben. Besonders zu Zeiten der Grafen von Hoya waren die Burgmannen von großer Bedeutung, um die Grafschaft zu verwalten. Zusätzlich besaßen die Burgmannen größere Ländereien in der Grafschaft Hoya und traten als Großgrundbesitzer auf. Auf ihren Ländereien wurden große Mengen landwirtschaftlicher Produkte angebaut, welche in Nienburg angeboten wurden. Damit übernahmen die Burgmannshöfe in Nienburg die Rolle von Klosteranlagen, welche es in Nienburg nie gab. Zu den wichtigsten Burgmannshöfen zählt der Freitag’sche Burgmannshof. Zu Zeiten von Albrecht II. von Hoya (*1526, †1563) wurde der Adelige Hans von Freitag mit dem Grundstück belehnt und errichtete den bis heute erhaltenen, großen Fachwerkbau. Seinen heutigen Namen Posthof erhielt der Bau, da sich hier ab 1735 eine wichtige Poststation der Familie Thurn und Taxis befand. Damals war Nienburg Teil des Königreiches Hannover, weshalb hier auch eine Spionageeinheit des Hannoveraner Königs ansässig gewesen sein soll. Das Adelsgeschlecht von Thurn und Taxis kam ursprünglich aus der Lombardei (Italien) und war ab dem späten 15. Jahrhundert im deutschen Postwesen aktiv. Es entstand das erste europaweite Postwesen, wobei dies nicht nur Briefe und Pakete umfasste, sondern auch den Postkutschenverkehr. Bis ins 19. Jahrhundert war die Postkutsche ein wichtiges Verkehrsmittel, um von Ort zu Ort zu gelangen – das Eisenbahnwesen entstand erst im 19. Jahrhundert. Man kann von Glück reden, dass der Posthof erhalten geblieben ist. Im Jahr 1977 war das Gebäude in einem desolaten Zustand, sodass der Bau beinahe nicht saniert, sondern kurzerhand abgerissen worden wäre. Dadurch wäre ein bedeutendes Stück Nienburger Geschichte für immer verloren gewesen. Daran sieht man, dass wir uns um unser kulturelles Erbe kümmern müssen. Solche alten Zeugnisse der Geschichte bereichern bis heute unsere Städte, es liegt an uns, dass es auch so bleibt.
Hinter dem Burgmannshof steht die „Kleine Nienburgerin“, eine Bronzestatue. Sie ist das Ergebnis eines Wettbewerbes zum 950. Geburtstag der Stadt Nienburg. Eigentlich sollte bei dem Wettbewerb im Jahre 1975 ein Bezug zum Lied von der Kleinen Nienburgerin hergestellt werden, welches die junge Liebe zwischen dem städtischen Mädchen aus Nienburg und einem Bauernjungen aufgreift. Die Bildhauerin Marianne Bleeke erschuf diese Skulptur und gewann den Wettbewerb. Eine Symbolfigur, wie man zu Anfang gedacht und gewollt hatte, ist die freizügige Nienburgerin nicht geworden. Die Melodie des Liedes erklingt täglich um 9, 12 und 15 Uhr als Glockenspiel am Posthof, wenige Meter vom Standort der Skulptur entfernt.
Dauer, Reisegeschwindigkeit und zurückgelegte Entfernung pro Tag der damaligen Fortbewegungsarten