Schöninghsches Haus

Das Schöninghsches Haus ist ein großes Patrizierhaus und gilt als das schönste Haus Nordens. Es wurde um 1576 im Stil der niederländischen Renaissance errichtet. Ursprünglich standen solche großen Handelshäuser vor allem in Emden, errichtet von reichen Kaufleuten. Im Mittelalter und der Neuzeit war Emden die mit Abstand wichtigste Handelsstadt der Region. Immer wieder gab es Zeiten in der Geschichte, wo niederländische Kaufleute nach Emden und teils auch nach Norden kamen, um den Embargos und Handelsbestimmungen in den Niederlanden zu entkommen. Nachdem Emden im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört wurde, sind die dortigen renaissancezeitlichen Handelshäuser kaum noch erhalten. Damit ist das Schöninghsches Haus eine große Besonderheit und lässt erahnen, wie manche der größeren Straßenzüge in Norden oder auch zahlreiche Straßen in Emden einst ausgesehen haben. Im Mittelalter bildeten die Patrizier die Oberschicht der Gesellschaft und besetzten bis ins Hochmittelalter alle wichtigen Posten und Positionen in der Städte- und Landes- verwaltung. Das „einfache Volk“ hatte meist wenig Rechte, kaum Mitspracherecht. Aufgrund der Ostfriesischen Freiheit gab es in Ostfriesland kein Lehenswesens dennoch bestanden Abhängigkeiten vom Adel. Erst im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit änderte sich dies langsam. So lebte bis zum Beginn der Industrialisierung die wohlhabende Oberschicht meist in Saus und Braus, während weite Teile der Gesellschaft arm waren und sich kaum etwas leisten konnten.
Das Schöninghsche Haus wird durch einen Stufengiebel geziert. Hier kommen die typisch niederländischen Specklagen [1] vor. Die Kreuzstockfenster [2] werden mit Muschelornamenten aus Sandstein abgeschlossen [3]. Die Winkel des Giebels werden mit Szenen der griechischen Mythologie geschmückt [4]. Mehrere Maueranker [5], Staffel [6] und Pilaster [7] schmücken die Fassade. Pilaster sind Säulen, die nur zum Teil aus der Fassade stehen. Mehrere Gurtgesimse [8] geben der Fassade eine Struktur. Sie sind verbogen und zeigen, dass das Haus sich seit dem Bau im Marschboden ungleich bewegt hat. Abgeschlossen wird der Giebel durch eine kleine, schlichte Fiale [9].
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