Norder Branntwein
Seit Jahrhunderten wurde in Ostfriesland
Alkohol gebrannt. Allerdings war die Qualität
des ostfriesischen Branntweins nicht so
hochwertig, wie beispielsweise der importierte
Branntwein aus den nahen Niederlanden. Dies
führte immer wieder zu Konflikten zwischen
den Händlern und den heimischen Brennern in
Ostfriesland. So war der holländische
Brandwein in Oldenburg, Osnabrück oder dem
Münsterland oftmals deutlich beliebter als der
Ostfriesische Branntwein.
Ab 1744 gehörte Ostfriesland zu Preußen,
wodurch sich die Probleme der heimischen
Brenner jedoch eher noch verschärften.
Beispielsweise war zeitweise die Nutzung des
heimischen Roggens zum Brennen aus Angst
vor Versorgungsengpässen untersagt. Das
erschwerte die Arbeit der heimischen Brenner,
dennoch war der Absatz nicht ganz schlecht,
denn zu dieser Zeit war Ostfriesland ein eher
ärmlicher Landstrich.
Diese schwierigen Voraussetzungen hinderten
jedoch den niederländischen Kaufmanns- und
Brennersohn Jan ten Doornkaat Koolman
(*1773, †1851) nicht daran, im Jahr 1806 eine
Brennerei in der Osterstraße zu eröffnen. Das
Gebäude ist heute allerdings nicht mehr
erhalten. Er hatte ein gutes Händchen, denn
trotz der Widrigkeiten führte er sein
Unternehmen mit dem wohlschmeckenden
Branntwein Doornkaat zu einem Erfolg. Schon
bald expandierte er und errichtete im 18.
Jahrhundert seine Fabrikanlagen entlang der
Großen Hinterlohne. Der Bereich im nun hier
entstandenen Fabrikgelände wurde zur
Doornkaatlohne umbenannt.
Ab den 1970er und 1980er Jahre geriet das
Unternehmen in Schwierigkeiten. Ein
verändertes Trinkverhalten und neue Steuern
führten zu einem Absatzrückgang. Zwar wurde
versucht, durch die Gründung von Saft- und
Mineralwasserfirmen neue Absatzmärkte zu
erschließen, schlussendlich wurde die Marke
Doornkaat jedoch verkauft. Seit 1997 wird in
Norden kein Branntwein mehr hergestellt.
Nach den 2010er Jahren ist auf dem
ehemaligen Fabrikareal schon einiges passiert,
manche Gebäude wurden einer neuen Nutzung
zugeführt. In den kommenden Jahren soll aus
der durchaus spannenden Industriefläche ein
neues Stadtviertel entstehen. Aktuelle
Planungen sehen eine neue Nutzung des Areals
mit Wohnungen, Ladengeschäften,
Gastronomie und Freiflächen vor.