Haus Samson

Das Haus Samson (Neuer Weg 70) und der danebenliegende Speicher de Hoop (auch Samson'scher Speicher genannt, Neuer Weg 71) war das Wohn- und Geschäftshaus der jüdischen Familie Samson, die seit dem 17. Jahrhundert in Norden lebte und arbeitete. Die weit verzweigte Familie Samson führte in Norden mehrere Geschäfte. Heinrich Samson betrieb hier einen Viehhandel, ein Schlachtergewerbe und einen Getreidehandel. Zusätzlich gehörten ihm Wiesen in der Ostermarsch ganz in der Nähe. Sein Sohn, Heinz Samson (*1920, †2009), wurde hier geboren. Schon zu Schulzeiten erlebte Heinz Samson ersten Antisemitismus und wurde ausgegrenzt. Im Jahr 1935 wurde er der Schule verwiesen. In den Folgejahren wurde die Lage für die jüdischen Bürger Nordens immer schwieriger, die Repressalien des NS-Staates nahmen zu. Im Jahr 1938 floh er nach London zu einer befreundeten Familie – seine Hoffnung, dass auch seine Eltern vor den Nationalsozialisten fliehen können, erfüllte sich nicht. Seine beiden Eltern und seine Schwester wurden verhaftet, deportiert und im Konzentrationslager ermordet. In London gründete er ein edelstahl- verarbeitendes Unternehmen, welches sich zu einem der größten Englands entwickelte. Er kam nur zweimal in seinem Leben zurück nach Norden: im Jahr 1948 und im Jahr 1987, anlässlich der „Woche der Begegnung“ zur Einweihung der Gedenkstätte am Synagogenweg. Im Jahr 2005 gründete er die Stiftung „Dr. Heinz E. & Edith Samson“. Die Stiftung kümmert sich seitdem um den Erhalt des jüdischen Friedhofs und fördert Projekte im Bereich Kultur und Gesellschaft. Noch zu Lebzeiten wurde Heinz Samson zum Ehrenbürger Nordens ernannt. Das Haus Samson stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Sein heutiges Aussehen erhielt es bei einem Umbau um 1825. Es ist ein Gebäude der Gründerzeit. Der direkt daneben liegende Speicher de Hoop wurde 1831 errichtet und ist ein typisches Lagergebäude dieser Zeit. Interessanterweise steht das Lagergebäude direkt an der Straße und ist nicht wie sonst üblich in Norden zurückgesetzt. Ursprünglich lag hinter den beiden Gebäuden ein großer Stall für über 100 Tiere.
Speicher Samson (Neuer Weg 71): Der Giebel wird durch Sandstein [1] abgeschlossen. Ganz oben befindet sich ein kleiner Dreiecksgiebel [2]. Wer genau hinschaut, findet am unteren Ende findet kleine Voluten [3]. Der alte Kranausleger [4] ist erhalten. Hiermit wurden die Waren in die oberen Etagen gehoben. Die alten Ladeluken [5] werden durch Rundbögen abgeschlossen. Das alte Einfahrtstor [6] dient heute als Schaufenster. Ein aus Sandstein gearbeiteter Schlussstein [7] ziert den Backsteinbogen.
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