Mühlen in Norden

Über die Geschichte der mittelalterlichen Mühlen ist nur wenig bekannt. Manche Quellen lassen vermuten, dass es bereits im 13. Jahrhundert in bzw. rund um Norden erste Windmühlen gab. Diese wurden jedoch durch die Sturmfluten des 14. Jahrhunderts zerstört – es ist unbekannt wie viele es gab und wo diese standen. Im 16. Jahrhundert beginnt die belegbare Geschichte der Norder Mühlen. Diese ersten Mühlen wurden bis auf wenige Ausnahmen zum Mahlen von Roggen genutzt. Die Mahlgänge waren damals noch vergleichsweise grob, sodass meist nur Roggenschrot entstand, der danach weiterverarbeitet werden musste, um feines Mehl herzustellen. Die damals in Norden und Ostfrieslands errichteten Mühlen waren allesamt sogenannte Bockwindmühlen. Sie waren vergleichsweise günstig zu errichten, wurden jedoch durch Unwetter und Sturmfluten bzw. starken Wind oft zerstört, häufig wurden sie schlichtweg umgeweht. Im Laufe der Zeit wurden in Norden weitere Mühlen errichtet. Die Stadt erhielt den Beinamen „Stadt der zwölf Mühlen“, wobei es zeitweise sogar noch mehr Mühlen gab. Zu dieser Zeit wurde hier nicht nur Roggen bzw. Getreide gemahlen, sondern es gab auch Ölmühlen und Sägewerke (z.B. zur Herstellung von Brettern für den Schiffsbau). Rund um das Norder Tor (wo du dich gerade befindest) stehen drei Mühlen: die Deichmühle, die Frisiamühle und die heute durch Bäume und Gebäude verdeckte Ölmühle, welche heute keine Flügel mehr hat. Um 1900 war dieses Ensemble sogar in Ostfriesland selten und galt damals als eines der schönsten Postkartenmotive Nordens. Es sind sogenannte Galerieholländer. Die Mühlen stehen auf einem hohen Sockel, der meist aus Ziegelsteinen errichtet wurde. Durch die große Höhe der Mühle konnte man den Wind besser nutzen, da er weniger durch Bäume und andere Gebäude gebremst wurde. Um weiterhin an die Flügel der Mühle zu gelangen, errichtete man eine umlaufende Arbeitsfläche, die auch als Balkon, Galerie oder Zwickstell bezeichnet wird.
Schon im Mittelalter und der frühen Neuzeit mussten die Menschen sich mit der „Bürokratie“ herumschlagen. Wer eine Mühle betreiben wollte, musste sich bei der damaligen Landesverwaltung eine Erlaubnis für die Nutzung des Windes einholen. Der Wind war damals kein frei verfügbares Gut, sondern gehörte dem Landesherrn. Für den Betrieb einer Mühle wurde jährlich eine Abgabe gezahlt, das sogenannte Windgeld. Dieses Windgeld musste bis zur Gewerbefreiheit im 19. Jahrhundert entrichtet werden.
Möglicherweise gab es hier am Norder Tor sogar noch eine weitere Mühle. Zu Zeiten, als es die Hafenbecken des Norder Hafens noch gab, lag hier eine kleine Halbinsel, das Eilandje. Wahrscheinlich war es ursprünglich eine sogenannte Kalkwarft. Auf diesen Kalkwarften standen oftmals Kalkmühlen, in denen Muscheln gemahlen wurden. Schon im Mittelalter ist der Handel mit Muschelkalk in Norden belegt. Damals nutze man den Kalk als Baustoff.
 OpenStreetMap contributors
Lage der heute noch vorhandenen Mühlen
Karte von Norden mit ungefährer Lage der damaligen Mühlen
 OpenStreetMap contributors
Beispiel einer Bockwindmühle