Norder Hafen

Ursprünglich war Norden keine Hafenstadt, sondern lebte hauptsächlich vom Markthandel. Bis zu den schweren Sturmfluten des späten 14. Jahrhunderts hatte Norden keinen direkten Zugang zur Nordsee, sondern war per Schiff bzw. Lastenkahn nur über Sielhäfen und Tiefs erreichbar. Dennoch gab es schon damals einen gewissen Handel über das Wasser. Um 1300 wurde beispielsweise ein Abkommen zum Schutz der Handelsflotte zwischen der Stadt Bremen und dem Norderland geschlossen. Der damalige Hafen lag wahrscheinlich nahe der heute verschwundenen Ennenburg. Nur wenig ist über diese Burganlage bekannt – es war ein sogenannte Festes Haus. Zeitweise bot die Ennenburg auch Seeräubern Schutz, weshalb sie im Jahr 1408 von Streitkräften der Hansestadt Hamburg geschliffen wurde. Während der Zweiten Marcellusflut und der Ersten Dionysiusflut wurden weite Teile des Norderlandes überflutet und die Leybucht erreichte in der Folge ihre größte Ausdehnung. Damals hatte Norden Glück, denn viele Teile der damaligen Siedlung lagen auf der Geestinsel geschützt vor den Fluten – dennoch richteten sie schwere Schäden an. Durch diese Katastrophe hatte Norden auf einmal einen direkten Zugang zur Nordsee. Diese neue Situation führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und zu einer deutlichen Zunahme des Schiffsverkehres. Um 1376 wurde an der südlichen Stadtgrenze ein erster Hafen angelegt – heute liegt hier die Straße „Am Alten Siel“. Der heutige Hafen am Norder Tief wurde um 1570 angelegt. Durch Landgewinnung (Deichbau) veränderte die Region ihr Aussehen erneut. Durch die Verlegung des Hafens kam es zu einem erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Die Händler aus Norden fuhren über Nord- und Ostsee und es gab gute Handelsbeziehungen mit zahlreichen Hansestädten. Damals wurde mit einer Vielzahl von Waren gehandelt: Pferde, Rinder, Butter, Käse, Bohnen und andere Hülsenfrüchte, Seefische, Wolle, Hanf, Honig und Flachs. Außerdem wurde Norden immer wieder zum Heimathafen holländischer Händler. Während der Handel niederländischer Händler immer wieder durch Kriege und Embargos behindert wurde, blieb Ostfriesland neutral und daher attraktiv für die Händler. Unter ostfriesischer bzw. Norder Flagge konnten sie deutlich leichter Handel treiben. Bis ins 19. Jahrhundert war der Norder Hafen von großer Bedeutung. Durch die zunehmende Verlandung des Norder Tiefs und des Hafens verschlechterte sich die Lage des Hafens. Mit dem Bau des Leybuchtsiels im Jahr 1929 wurde die lange Tradition Nordens als Hafen endgültig beendet. Heute erinnern das alte Hafenbecken und wenige erhaltene Gebäude rund um den Hafen an die lange und bedeutende Geschichte.
Ein weiteres wichtiges Handelsgut im Norder Hafen war Salz. Seit Jahrtausenden nutzt der Menschen Salz, um damit zu kochen und um Lebensmittel durch das sogenannte Pökeln haltbar zu machen. An der Nordsee entstand im Laufe der Zeit eine hoch spezialisierte Technik, mit der Salz aus Torf gewonnen wurde. Ursprünglich lagen Moore direkt an der Nordsee und wurden vom Meerwasser immer wieder überflutet. Der direkt an der Nordsee gestochene Torf wurde getrocknet und anschließend verbrannt. Die entstandene, salzhaltige Asche wurde mit Meerwasser ausgelaugt. Auf diese Weise entstand eine stark salzhaltige Lauge, die erhitzt wurde. Durch die Verdunstung konnten Salzkristalle gewonnen werden.
Altes Zollhaus
maximale Ausdehnung der Leybucht um 1500 Abbildung: verändert nach Behre 2023
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altes Hafenbecken von Norden auf heutigem Stadtplan