Die frühe Geschichte des Norder Rathauses ist unbekannt. Im Kern stammt das Gebäude aus dem 13. Jahrhundert. Damals sah es hier auch noch ganz anders aus, denn der Marktplatz war noch nicht begrünt (vgl. Station 1) und damit viel offener. Wahrscheinlich war die Platzrandbebauung auch noch nicht so dicht wie heute – aber natürlich weiß man über diese frühe Zeit Nordens nur wenig.Rund um den Marktplatz lagen wahrscheinlich schon im Mittelalter Handels- und Bürgerhäuser. Rund um den Platz gab es zusätzlich noch einige größere Gebäude, die Wohnhäuser reicher Adelsfamilien und ostfriesischer Häuptlinge. Sie hatten zwar nicht alle politische Macht in der Stadt, wollten jedoch vor allem vom Handel in Norden profitieren und Einfluss auf die politischen Entscheidungen der Stadt nehmen. Im Bereich der heutigen Polizeistation stand beispielsweise der Engenahof, bzw. die Kenenburg. Sie war ursprünglich im Besitz der bedeutenden ostfriesischen Häuptlingsfamilie tom Brook. Südlich des Marktplatzes stand die Oldeburg (auch Olde Burg geschrieben). Errichtet wurde sie wahrscheinlich vom Häuptlingsgeschlecht der Idzinga um 1285. Die damaligen Häuptlingsburgen waren keine typischen Burganlagen wie man sie sich so vorstellt, sondern eher größere Steinhäuser.Das heutige, renaissancezeitliche Rathaus wurde 1542 fertiggestellt. Wenige Jahre zuvor hatte Baltasar von Esens nicht nur die Andreaskirche zerstört (vgl. Station 2), sondern unter anderem auch das gotische Rathaus. Interessanterweise war das Gebäude zwar das Rathaus Nordens, gehörte jedoch bis 1861 nicht der Stadt, sondern der Kirche. Wenige Jahre später zog die Stadtverwaltung in das Neue Rathaus (vgl. Station 1) um.Seit 1922 nutzt der Norder Heimatverein das Gebäude als Heimat- und Teemuseum. Zudem ist das Alte Rathaus bis heute der Sitz der „Norder Theelacht“. Die Theelacht ist eine der weltweit ältesten Genossenschaften und wurde bereits im Jahr 884 gegründet. Der Name Theelacht kommt aus dem Altniederdeutschen und bedeutet „Gemeinschaft mehrerer Theele“. Theele sind urbare Ländereien. Damals besiegten die Friesen zusammen mit dem damaligen Bremer Bischof Rimbert (*um 830, †888) die Wikinger und eroberten ihre Gebiete zurück. Diese wollten sie dann gemeinschaftlich bewirtschaften und gründeten daher die Theelacht. Wo die Theelacht zunächst tagte, ist unklar. Wahrscheinlich gab es schon weit vor der ersten Erwähnung Nordens am damaligen Markt / Handelsplatz ein Gebäude oder einen Platz zur Zusammenkunft für die Genossenschaft. Damit ist sie der längste Nutzer des Rathauses und kommt bis heute hier zusammen.
Altes Rathaus
ungefähre Lage des Engenahofes bzw. der Kenenburg [1] und der Oldeburg [2] auf dem heutigen Stadtplan