Haus Jatzke / Westerstraße

Ursprünglich war Norden in vier Stadtbezirke unterteilt, den sogenannten Kluften. Die vier Kluften waren die Osterkluft, die Süderkluft, die Westerkluft und die Norderkluft. Sie wurden vom Marktplatz aus definiert. Jeder der vier Kluften stand im Mittelalter ein adeliger bzw. ein Häuptling vor, der an der entsprechenden Platzseite seine Burg hatte. Die Westerstraße trennte die Norderkluft von der Westerkluft und ist eine der ältesten Straßen der Stadt. Die mittelalterliche Stadt / Siedlung Norden reichte bis zur Straße „Weberslohne“, stadtauswärts lag das Amt Norden bzw. das Norderland. Hier bekommt man eine Idee davon, wie klein die mittelalterliche Stadt war. An der Ecke zur Posthalterslohne steht das Haus Jatzke (Westerstraße 89). Das renaissancezeitliche Handelshaus wurde um 1656 errichtet. Benannt ist es nach dem aus Schlesien stammenden Korbmacher Wilhelm Jatzke. Aus Weidenzweigen stellte er Körbe und andere Flechtgegenstände her, die in der damaligen Landwirtschaft eingesetzt wurden. Dazu gehörte auch der sogenannte „Kaffkörv“ oder „Döschkörv“. Das war ein flacher etwa 1,5 Meter im Durchmesser großer Korb, der genutzt wurde, um die beim Dreschen entstandene Spreu in die Scheune oder den Stall zu transportieren. Die Körbe wurden entweder auf dem Kopf oder der Schulter getragen. Eine Besonderheit des Korbmacher Jatzke war die Erstellung von Kinder- und Puppenstrandkörben für den in Norderney aufkommenden Badetourismus. Das prächtige Renaissancehaus zählt zu den schönsten Gebäuden Nordens. Schaue dir die Architektur etwas genauer an.
Die Fassade des Haus Jatzke ist reich verziert. Über den Fenstern kommen doppelte Entlastungsbögen mit Diamantenquaderung vor [1]. Die ehemaligen Kreuzstockfenster wurden vermauert [2]. Der Giebel zeigt Staffeln [3] und Viertelkreise [4]. Er schließt mit einer Giebelkrönung in Form einer Muschel aus Sandstein ab [5]. Die Gesimse der Fenster sind ebenfalls aus Sandstein [6]. Eine Sandsteintafel zeigt das Baujahr 1656 [7].
Das Wort “Lohne” in dem Straßennamen Posthalterslohne hat nicht mit dem Lohn zu tun. Es ist ein norddeutsches Wort für eine kleine Gasse oder ein schmaler Weg. Zahlreiche Gassen in Norden tragen in ihrem Namen das Wort “Lohne”.
 OpenStreetMap contributors

Norderkluft

Süderkluft
Osterkluft
Westerkluft
ungefähre Lage der Kluften
Auch die Rückseite des Gebäudes ist durchaus interessant. Hier findet man die sogenannte Beitel-Mauerung ().
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