Passionstheater
Wir schreiben das Jahr 1633. Die Region ist
durch den Dreißigjährigen Krieg gebeutelt
und die Bevölkerung ist durch Hungersnöte und
Missernten geschwächt. Dann bricht die Pest
aus, der Schwarze Tod. Etwa 10% der
Bevölkerung (um die 80 Menschen) stirbt.
Daraufhin geloben die Bewohner in der
Dorfkirche, regelmäßig ein Passionsspiel
aufzuführen, wenn der Ort von der Pest befreit
wird. Da es daraufhin zu keinen weiteren
Todesfällen kommt, ist die Idee der
Passionsspiele geboren. Bereits im Jahr 1634
kommt es zu der ersten Aufführung.
Zunächst wurden die Spiele alle 10 Jahre
aufgeführt, also 1634, 1644 und so weiter. Um
1680 entschied man sich, die Spiele auf die
10er Jahre zu legen, so kommt es nach 1674
bereits 1680 zur nächsten Vorstellung. Die
Gründe hierfür sind nicht bekannt.
Seitdem werden die Spiele im 10-Jahres Zyklus
aufgeführt.
Im Jahr 1830 werden die Passionsspiele an den
Ort des heutigen Passionstheaters verlegt, wo
es zunächst eine einfache Bühne gab. Seit 1900
sind die Zuschauerränge überdacht. Das
heutige Passionstheater aus dem Jahr 2008 ist
noch immer eine Freilichtbühne, die über ein
mobiles Dach verfügt, welches bei Regen die
Bühne und Zuschauerränge schützt.
Bei den Passionsspielen werden die letzten fünf
Tage des Lebens von Jesus Christus
nachgestellt. Jede Aufführung dauert etwa
sechs Stunden und ist für viele das Highlight
des Jahrzehnts.
Alle Schauspieler (etwa 2000) im Passionsspiel
sind Laien und müssen entweder im Ort
geboren sein oder schon mindestens seit 20
Jahren hier leben.
Während der Spiele befindet sich der Ort im
Ausnahmezustand. Im Passionsjahr kommen
rund 500.000 Zuschauer in den Ort, um die
Passionsspiele zu erleben.