Neues Rathaus

Schon im 7. Jahrhundert soll es im Bereich der heutigen Altstadt von Ochsenfurt einen fränkischen Königshof gegeben haben. Damals querte hier eine wichtige Handelsstraße den Main in einer Furt. Im Jahr 750 wurde auf der anderen Seite des Mains (heute Kleinochsenfurt) ein Benediktinerinnenkloster gegründet, um das sich eine kleine Siedlung bildete. Ab etwa 1130 kam diese Siedlung in den Machtbereich des Würzburger Bistums, die Region erlebte einen Wachstumsschub. Es wurde eine erste Mainbrücke aus Holz errichtet. Dadurch entstand im Bereich der heutigen, westlichen Altstadt mittig vor der Brücke eine erste Handels- und Handwerkersiedlung (eine sog. Brückenkopfsiedlung) – der Beginn der heutigen Stadt Ochsenfurt. Im Jahr 1260 wurde diese Siedlung erstmals als Ochsenfurt erwähnt. Im frühen 14. Jahrhundert wurde das damalige Ochsenfurt deutlich nach Osten erweitert, wodurch die heutige Altstadtfläche besiedelt wurde. Ochsenfurt war immer Teil des Würzburger Bistums und unterstand so dem Würzburger Bischof. Von der Stadtgründung bis etwa ins 15. Jahrhundert konnte sich Ochsenfurt relativ frei und uneingeschränkt vom Bischof entwickeln, der Handel und das Handwerk (vor allem der Weinbau) florierten. Die Bürger stellten ihren Stolz zur Schau, zahlreiche prächtige Gebäude entstanden. Zu dieser Zeit spülten die Bürger gutes Geld in Form von Steuern in die Kassen des Bischofs. Aus dieser Zeit stammt das Neue Rathaus, welches zwischen 1497 und 1513 errichtet wurde. Schon zwei Jahre später (1515) wurde der Bau durch einen Ostflügel erweitert. Die prächtige, rote Fassade zeugt vom Stolz und Selbstbewusstsein der damaligen Bürgerschaft. Das Highlight des Rathauses ist die Rathausuhr am Lanzentürmchen. Dieses Türmchen samt Uhr wurde erst 1560 fertiggestellt und ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Die untere Uhr zeigt die Uhrzeit an. Die obere Uhr ist eine sogenannte Monduhr. Sie zeigt die Mondphase und -stand, sowie die Tierkreiszeichen. Über der Uhr stoßen zur vollen Stunde zwei Ochsen als Wappentiere der Stadt ihre Köpfe aneinander. Zusätzlich erscheint unter der Uhr ein ein Meter großes Gerippe. Es dreht eine Sanduhr in der Hand um und soll an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern – irgendwann schlägt die letzte Stunde.
alte Ansicht um 1623
Unter der großen Freitreppe ist eine kleine Arrestzelle, das „Narrenhaus“. Bürger, die beispielsweise nach einem Wirtshausbesuch betrunken über den Markt liefen, mussten hier in Arrest – es war also für kleine Vergehen gedacht.