Schilfrohr

An dieser Stelle wächst in der kleinen Stadtwildnis ein breiter Streifen mit Schilfrohr. Schilfrohr ist eine typische Sumpfpflanze, welche auf feuchten schlammigen und schlickigen Böden gut gedeiht. Dies zeigt, dass der Boden an dieser Stelle noch immer sehr feucht ist. Die hier vorkommenden Böden sind aus dem sich zersetzenden Torf des ehemaligen Moores entstanden, wobei die Bodenbildung aufgrund der Kürze der Zeit von „nur“ 40 Jahren seit dem Ende des Torfabbaus noch lange nicht abgeschlossen ist. Bodenbildung und Bodenentwicklung benötigen gewöhnlich hunderte Jahre. Schilfrohr ist eine sehr ausdauernde Pflanze, die ungestört viele tausend Jahre alt werden kann: im Donaudelta fand man beispielsweise über 8.000 Jahre alte Rhizome. Ein Rhizom ist ein unterirdisches wachsendes Sprossachsensystem. Dieses Rhizom verbreitet sich im Boden sehr rasch, sodass das Schilfrohr andere Gräser und Pflanzen verdrängt. Das Rhizom bildet zudem ein solch dichtes Netz, aus dem zahlreiche Triebe wachsen, dass Schilfrohr teils undurchdringliche Röhrichte bildet. Dies führt zu einer Ansammlung von Schlick zwischen den Halmen, wodurch es mit der Zeit zur Verlandung kommen kann. Röhrichte sind ein bedeutender Lebensraum und Kinderstube für zahlreiche Tiere. Viele haben sich auf Schilfrohrdickichte als Nistplatz spezialisiert. Das Rhizom kann Jahrhunderte im Boden verbleiben und „ungünstige“ Zeiten überdauern, während der Rest der Pflanze abstirbt. Das Rhizom ist das sogenannte Überdauerungsorgan (Erneuerungsknospe) des Schilfrohres. Auch andere Pflanzen haben diese Überdauerungsorgane - je nach Lage werden sie unterschiedlich benannt. Schilfrohr ist sogenanntes Rhizom-Geophyt.