Kloster Niedernburg

Das Kloster Niedernburg kann auf eine lange Geschichte blicken. Bereits um 730 gegründet, zählt es zu den ältesten Klöstern der Region. Obwohl es etwa zeitgleich mit dem Dom gegründet wurde, war es zunächst kein Teil des Bistums, sondern unabhängig. Diese Unabhängigkeit wurde 1010 vom damaligen Deutschen Kaiser Heinrich II. (*973 / 978, †1024) bestätigt. Er erhob das Kloster zu einer Reichsabtei. Der Grund hierfür war, dass das Kloster zunächst von seiner Tante Heiklia und später von seiner Schwester Gisela von Bayern (*984 / 985, †um 1065) geleitet wurde. Die später selig gesprochene Gisela von Bayern war die Frau des damaligen Königs von Ungarn (Stephan von Ungarn). Nach seinem Tod wurde Gisela in Ungarn verfolgt. Ein bayrischer König befreite sie und brachte sie nach Passau, wo sie Äbtissin des Niederburger Klosters wurde. Um das Jahr 1060 / 1065 starb sie im Kloster und wurde nach ihrem Tod seliggesprochen. Heute ist das Grab der Gisela von Bayern ein bedeutender Wallfahrtsort. Im Jahr 1161 verlor das Kloster Niedernburg seinen Status als Reichsabtei. Der Nachfolger von Heinrich II., Kaiser Friedrich I. Barbarossa übergab das Kloster dem Passauer Bistum. Dadurch wurde das Territorium Passaus deutlich nach Osten vergrößert (vgl. Station 8). An dieser Übergabe des Klosters an das Bistum sieht man, wie eng die mittelalterliche Beziehung zwischen der staatlichen und kirchlichen Macht war. Wer im Mittelalter den Titel des Kaisers innehatte, war mehr oder weniger unfehlbar und seine Beschlüsse wurden meist ungefragt umgesetzt. Damals konnte nur der Papst einen König zum Kaiser krönen. Der damaligen Auffassung nach war der Herrscher von Gott berufen. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1806 aufgelöst und als Polizeistation genutzt. Im Jahr 1836 siedelte sich die Ordensgemeinschaft der „Englischen Fräulein“ im Kloster an und nutzte es bis 2013. Da sie keine Nachfolger für den Ordensbetrieb fanden, wurde das Kloster geschlossen. Heute ist hier eine Schule untergebracht.