Freihof

Unweit des heutigen Freihofes stand jahrhundertelang die Burg Prichsenstadt, einst das wichtigste Bauwerk der Stadt. Im Jahr 1258 errichteten die Grafen von Castell vor Briesendorf eine Burganlage, um den Ort zu schützen. Als der damalige deutsche Kaiser Karl IV. das Dorf im Jahr 1367 kaufte, wurde aus der gräflichen Burg das neue Verwaltungs- zentrum der Stadt. Hier saß der kaiserliche Amtmann, der nun die Stadt verwaltete. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burganlage zerstört und nicht wiederaufgebaut. Mit der Stadterhebung wurde Prichsenstadt zu einer „kaiserlichen“ Stadt und war damit direkt der kaiserlichen Gerichtsbarkeit unterstellt. Auch wenn die Stadt nie offiziell die Reichsfreiheit wie andere Reichsstädte erhielt, hatte sie immer eine Sonderstellung in der Region, beispielsweise hielten die fränkischen Reichsstädte im Jahr 1610 einen Konvent in Prichsenstadt ab. Durch die eigene Gerichtsbarkeit entstand das „Prichsenstädter Asyl“. Viele in den umliegenden Territorien verfolgte Bürger nutzten dieses Asyl, um entweder vor Verfolgung oder Strafe zu fliehen. Zu diesen zählten während des Mittelalters auch viele jüdische Bürger. Nach der Reformation flohen vor allem Protestanten aus dem nahen Bistum Würzburg hierher. Dabei war die Freiung nicht auf einzelne Gebäude wie den „Freihof“ beschränkt, sondern umfasste die gesamte Gemarkung Prichsenstadt. In dem heute als „Freihof“ bezeichneten Gebäude lebte ursprünglich eine Adelsfamilie (näheres ist nicht bekannt), welche von allen bürgerlichen Pflichten befreit war. Der Freihof ist der letzte erhaltene Teil dieser bedeutenden Burganlage. Sein heutiges, renaissance- zeitliches Aussehen erhielt der Hof um 1592, als er umfassend umgebaut wurde. Damals verlor der „Freihof“ seine „Sonderstellung“ in Prichsenstadt und wurde von den damaligen Stadtherrn, den Grafen von Ansbach, zu einem landwirtschaftlichen Anwesen (Bauhof) umgebaut.
Prichsenstadt (mit ehemaliger Burganlage ) und Vorstadt mit Stadtmauer und Stadtmauertürmen auf heutigem Stadtplan Abbildung in Anlehnung an: Wöppel [1968]
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Vorstadt
Prichsenstadt