Spendhaus

Seit dem Mittelalter entwickelte sich die freie Reichsstadt Reutlingen zu einem bedeutenden Handelszentrum. Die Bürger wurden durch den Handel reich und wohlhabend. Dieser Wohlstand zog auch die arme Landbevölkerung an, besonders Leibeigene suchten hier die Freiheit und Unabhängigkeit. Sie waren zwar keine willkommenen Neubürger, wurden jedoch entweder geduldet oder tauchten im mittelalterlichen Chaos einfach unter. Sie lebten in ärmlichen Verhältnissen und waren auf die Hilfe anderer angewiesen. Diese Aufgabe wurde meist von den Klöstern übernommen, die sich um deren Versorgung kümmerten. Im Zuge der Reformation wurden die Klöster in Reutlingen aufgelöst und die Mönche aus der Stadt vertrieben. Nun gab es niemanden mehr, der sich um die arme Bevölkerung kümmerte. Da hier jedoch weiterhin der Bedarf bestand, gründete man das städtische Spendhaus. Eine durch die Bürger der Stadt gegründete Initiative übernahm von nun an die caritativen Aufgaben der Klöster. Hier wurden Spenden für die arme und schwache Bevölkerung gesammelt und umverteilt. Das heutige Gebäude wurde 1518 neu errichtet und zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt.
Fachwerkfassade Spendhaus