Mittertor

Das Mittertor ist das letzte erhaltene Stadttor und wurde ursprünglich im 14. Jahrhundert errichtet. Damals war der Innere Markt (heutiger Max-Josefs-Platz) durch Tore und einen Stadtgraben geschützt, der durch Zugbrücken überquert werden konnte. Der Markt in Rosenheim gewann an Bedeutung und wurde schon bald zu klein. Im Jahr 1444 wurde der Markt daher um den Äußeren Markt (heute Ludwigsplatz) erweitert und der Stadtgraben entsprechend verlegt. Das nach Osten führende Tor wurde bei der Errichtung noch „Salzburger Tor“ genannt, da hier die Straße Richtung Osten begann. Durch die Erweiterung des Marktes stand das Tor nun zwischen den beiden Marktbereichen und wurde in „Mittertor“ umbenannt. Es diente als Zollstation und Marktschreiberei, wo die Händler ihre Waren anmelden und eine Abgabe zahlen mussten, um ihre Waren auf dem Markt anbieten zu dürfen. Das Tor wurde im Baustil der Gotik errichtetet, erkennbar an dem spitzen Torbogen. Die oberen Stockwerke sind deutlich jüngeren Datums.
Innerer und Äußerer Markt (ab 1444) mit Gräben und Toren. Klicke auf die Karte, um zu sehen, wie sich die Stadt ausgedehnt hat.
Innerer Markt Mittertor  OpenStreetMap contributors  Rosenheim vor 1444
Im Mittelalter sahen Markttage ganz anders aus als heute. Wir reisen gedanklich in das Jahr 1450. Es ist ein heißer Sommertag. Händler ziehen mit Handkarren und Pferdewagen ihre Waren zum Marktplatz. Es herrscht reges Treiben. Die Karren rattern über die unebenen Steine. Marktschreier preisen ihre Waren an. Der Geruch von Hühnermist, Pferdeäpfeln, Fisch, Rauch und Schweiß wabert über den Marktplatz. Man bekommt hier alles, was man zum Leben benötigt. Leisten konnte man sich bei weitem nicht alles. Ich hatte leider nicht das Glück, als Maurer eine Arbeit zu finden. Ich bekomme als Schneidergehilfe einen Tagelohn von 12 Pfennige. Ein paar Bettler sitzen am Rande des Platzes. Ihnen kann ich leider nichts abgeben, denn ich muss meine Frau und meine sechs Kinder ernähren. An einem Markstand erstehe ich ein Huhn für 8 Pfennige. Den Rest lege ich zur Seite. Ich spare für ein neues Paar Schuhe. Meine haben schon Löcher und lassen sich beim besten Willen nicht mehr flicken. Die Lautstärke nimmt nun immer mehr zu. Die Kinder, die vorhin noch die Waren zum Marktplatz gezogen haben, spielen nun zwischen den Händlern. Die Marktschreier geben noch einmal alles. Der Fisch, der in der Mittagssonne die Fliegen anzieht, muss noch verkauft werden. Ich verlasse den Platz mit meinem Huhn durch das Tor.