Heilig-Geist-Spital
Das Heilig-Geist-Spital war im Mittelalter nach
dem Johanniterspital (vgl. Station 9) das zweite
große Spital in der Stadt. Es wurde um 1280
gegründet und lag damals noch vor den Toren
Rothenburgs. Wie bereits zuvor geschrieben,
war diese Lage gewählt worden, um eine
Ansteckung zu minimieren. Geführt wurde das
Spital durch den Orden des Heiligen Geistes,
der zu dieser Zeit in zahlreichen Städten des
damaligen Deutschlands Spitäler gründete.
Neben alten, armen und kranken Bürgern
wurden hier auch Pilger und Wanderer
beherbergt, die auf ihrer Reise an Rothenburg
vorbeikamen.
Im Mittelalter waren Pilgerreisen noch deutlich
bedeutender als heute. Hunderte Gläubige
waren mal kürzer (wenige Tage bis Wochen),
mal länger (monatelang), in Europa unterwegs
um von ihrer Heimat zu einem Wallfahrtsort zu
kommen, oftmals Rom oder Santiago de
Compostela. Die Gründe des damaligen Pilgerns
waren ganz verschieden, oftmals jedoch tief
religiös verwurzelt. Pilgerreisen wurden für das
Seelenheil, aus Dankbarkeit, aufgrund eines
Gelübdes oder als Buße unternommen. So
waren auf den wichtigen Pilgerrouten oftmals
eine große Zahl Pilger unterwegs – die
Fernstraße bei Rothenburg zählte zu diesen
bedeutenden Pilgerrouten.
Das Heilig-Geist-Spital war von Würzburger
Domherren gespendet worden und hatte eine
klösterliche Organisationsstruktur. Dadurch
entwickelte sich das Spital zunehmend zu einer
„Stadt in der Stadt“ und entzog sich mehr und
mehr dem Einfluss des Stadtrates – was dieser
natürlich alles andere als gut fand. Zudem
wurde das Spital um 1330 unter die Obhut des
damaligen deutschen Kaisers Ludwig IV. der
Bayer (*1282/1286, †1347) gestellt. Dadurch
war das Spital vor dem Zugriff durch den
Stadtrat geschützt.
Seit Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte die
Stadt immer mehr Macht über das Spital, ab
1355 stand es unter der Obhut Rothenburgs.
Um 1376/1378 wurde die Stadtmauer
Rothenburgs nach Süden hin erweitert, um
auch das Spital zu schützen. Dadurch wuchs
die Stadtmauer zu ihrer heutigen Länge an.
Nachdem dieser Stadtbereich auch durch die
Stadtmauer geschützt war, siedelten sich
immer mehr Bewohner an und das ehemals
freistehende Spitalgelände wurde von der Stadt
umgeben. Bis heute sind die Gebäude des
Spitals erhalten, auch wenn sie seit der
Spitalgründung mehrfach verändert wurden. Im
Spitalbereich kam es zudem mehrfach zu
Bränden.