Zehntscheuer
Das Konzept der heutigen Supermärkte ist noch
gar nicht so alt. Noch im 19. Jahrhundert gab
es nur vereinzelt Ladengeschäfte, meist
erwarben die Bürger ihre Lebensmittel und
andere Dinge des täglichen Lebens auf einem
der Marktplätze in der Stadt - oftmals unter
freiem Himmel. Im Mittelalter war es völlig
normal, auf jedem Stadtplatz einem Markt zu
haben, wo eine andere Warengruppe
angepriesen wurde. Noch heute tragen manche
Plätze den Namen der hier einst verkauften
Waren.
Jedoch nicht alle Waren wurden auf dem Markt
angeboten. Zudem wollten sich die Städte nicht
zu sehr von Missernten im Umland abhängig
machen, weshalb man schon damals
Lebensmittelvorräte anlegte. Dieses geschah in
den Fruchtkästen, meist wurden hier
verschiedene Getreidesorten und teilweise auch
andere gut haltbare Produkte eingelagert und
dann nach und nach verkauft. So wurde die
Stadt unabhängiger von der Lebensmittel-
produktion im Umland. Als Lagerflächen
dienten die Fruchtkästen der Stadt.
Ursprünglich gab es mehrere solcher Bauten in
Rottweil, heute ist nur noch der Zehntscheuer
erhalten. Es ist eines der versteckten
Sehenswürdigkeiten der Stadt – und nur wenig
ist über den Bau und seine Geschichte bekannt.
Errichtet wurde der Zehnscheuer im späten 15.
Jahrhundert, um 1492 wird er erstmals
erwähnt. Möglicherweise gab es bereits zuvor
einen Speicher an dieser Stelle. Eine genaue
Untersuchung des Gebäudes ergab, dass
manche Mauerabschnitte von der ehemaligen
Stadtbefestigung stammen.