Kapellenturm
Der Kapellenturm ist eines der Wahrzeichen
von Rottweil. Direkt neben dem Turm steht die
Kapellenkirche. Als die Innenstadt oberhalb des
Neckars gegründet wurde, standen hier noch
gewöhnliche Wohnhäuser und auch der Platz
vor dem Turm (Mathildenmarkt) existierte noch
nicht. Laut einer Sage sprudelte hier im 13.
Jahrhundert eine Quelle, der heilende Kräfte
zugesprochen wurde. Mit dem Wasser sollen
Augenleiden gelindert worden sein.
Als die Quelle versiegte, errichtete die
Rottweiler Bürgerschaft an dieser Stelle eine
Marienkapelle und legte damit den Grundstein
zum heutigen Bauwerk. Ab 1330 wurde mit
dem Bau des Kapellenturms in seiner heutigen
Form begonnen. Der achteckige Turmaufsatz
entstand erst im späten 15. Jahrhundert.
Die kleine, unscheinbare Kapellenkirche hinter
dem Turm wurde 1313 erstmals urkundlich
erwähnt und entwickelte sich rasch zu einer
bedeutenden Wallfahrtskirche. Seit der
Errichtung wurde die Kirche mehrfach erweitert
und umgebaut, trotz der Enge zwischen der
bestehenden Bebauung. Der heutige Grundriss
der Kirche geht auf die Zeit nach 1727 zurück.
Damals entstand auch die bis heute erhaltene,
reiche barocke Ausstattung und Ausmalung.
Besonders sehenswert ist der Kapellenturm von
außen. Zahlreiche Figuren zieren die Portale
und den Turm selbst. Sie stammen zu großen
Teilen aus dem 14. Jahrhundert und werden der
Werkstatt des Hoges Ludwig des Bayern
(*1252/1286, +1347) zugeschrieben. Er war
ab 1314 deutscher König und ab 1228 Kaiser
des Heiligen Römischen Reiches. Die
Figuren sind überaus filigran gearbeitet.
Manche der Figuren wurden im Laufe der Zeit
aufgrund von Verwitterung ersetzt – manches
mal kam es zu Neuschöpfungen aufgrund
fehlender Vorlagen für die zuvor hier stehenden
Statuen. Seit 1983 ist der Kapellenturm ein
Kulturdenkmal nationaler Bedeutung.