Markt
Seit Jahrtausenden ist der westliche Rheingau
rund um das heutige Rüdesheim besiedelt.
Schon immer war es ein bedeutsamer Ort im
mittleren Rheintal. Zu römischer Zeit lag hier
ein wichtiger Rheinübergang zum Schutz des
Limes.
Die Geschichte der heutigen Stadt Rüdesheim
beginnt im 8. Jahrhundert. Damals kam das
Adelsgeschlecht der Rheingrafen in die Region.
Sie errichteten die Niederburg (die du bei
Station 7 erkunden wirst) als Amtssitz. Durch
den Zuzug der Rheingrafen wurden auch
weitere Adelsfamilien angezogen. Durch Heirat
und Vermischung über Generationen entstand
der sogenannte Ortsadel, ein weit verzweigtes
Adelsgeschlecht in Rüdesheim. In den
darauffolgenden Jahrhunderten prägten sie die
Wirtschaft des Ortes, der dadurch aufblühte.
Im Jahr 983 schenkte der damalige deutsche
Kaiser Otto II. (*955, †983) dem einstigen
Mainzer Erzbischof den Rheingau, sodass
Rüdesheim jahrhundertelang im Mainzer
Bistum lag. Durch diesen Machtwechsel in
einen kirchlichen Staat verloren die Rheingrafen
ihre Macht zunehmend, da diese nun auf den
Erzbischof überging: 1279 verschwanden die
Rheingrafen aus der Region. Der örtliche Adel
hingegen blieb – der Ortsadel.
Rund um den Markt liegen die Ursprünge der
Stadt. Jahrhundertelang war der Platz von
prächtigen Adelshöfen gesäumt. Seit dem Jahr
1400 stand an der Stelle des heutigen
Rathauses ein prächtiger, mittelalterlicher
Rathausbau. Durch Kriege und Brände war der
Bau im 19. Jahrhundert in keinem guten
Zustand mehr. Im Jahr 1920 explodierte
Munition, die im Keller des Rathauses gelagert
war, sodass der Bau zerstört wurde. 1929
wurde das heutige Gebäude errichtet. Leider
gibt es keine Abbildung vom alten Rathaus,
sodass man bis heute nicht wirklich weiß, wie
es einst ausgesehen hat.
Das älteste erhaltene Gebäude am Markt ist die
Kirche St. Jakobus. Bereits im 11. Jahrhundert
stand an dieser Stelle ein Kirchenbau, jedoch
weiß man kaum etwas über ihn. Nachdem
dieser Bau um 1390 bei einem Krieg zerstört
wurde, stiftete der Mainzer Erzbischof die
heutige Kirche. Sie wurde um 1490
fertiggestellt.
Nachdem die Kirche im Zweiten Weltkrieg
ausbrannte und schwer beschädigt wurde,
baute man sie in den 1950er Jahren vereinfacht
wieder auf. Leider wurde durch den Brand die
kostbare Innenausstattung fast völlig zerstört.
Heute wirkt die Kirche schlicht und
minimalistisch. Sehenswert ist ein
Sandsteinaltar aus der Zeit um 1600, der die
heilige Familie zeigt.
St. Jakobus