jüdische Geschichte
Der Rheingau und die Region zwischen Mainz
und Speyer zählen zu den Regionen mit der
längsten jüdischen Tradition in Deutschland.
Bereits vor 1096 sind Juden in Rüdesheim
belegt. Um 1096 kam es im Zuge eines
Pogroms zu einer ersten Judenverfolgung in
Rüdesheim. Es zeigt, wie tief der
Antisemitismus mit der deutschen Geschichte
verbunden ist. Obwohl die jüdischen Bürger in
der langen Geschichte immer in der absoluten
Minderheit waren, mussten sie oft als
Sündenbock für die Verfehlungen der Politik
und Gesellschaft herhalten.
Auch nach dem Pogrom von 1096 lebten
weiterhin einige wenige jüdische Bürger in
Rüdesheim. Im 14. Jahrhundert kam es in
weiten Teilen des damaligen Deutschlands zum
Pestpogrom, auch im Mainzer Bistum. Dennoch
blieb es damals in Rüdesheim ruhig und es kam
zu keinem Gewaltausbruch. Im nahen Mainz
war dies jedoch ganz anders, sodass damals
mehrere jüdische Familien aus Mainz nach
Rüdesheim flohen und hier eine sichere
Zuflucht fanden. Die damals Flüchtenden
standen unter dem Schutz des Mainzer
Bischofs.
Für die darauffolgenden Jahrhunderten gibt es
kaum Zeugnisse jüdischen Lebens in
Rüdesheim. Im 17. Jahrhundert lebten weniger
als zehn jüdische Bürger in der Stadt, weshalb
es damals weder einen Betsaal noch eine
Synagoge gab. Erst im 19. Jahrhundert wuchs
die Bevölkerungszahl von Menschen jüdischen
Glaubens langsam an, sodass sich eine größere
jüdische Gemeinde bildete.
Um 1842/1843 errichtete die Gemeinde in der
Grabenstraße eine Synagoge. Keine hundert
Jahre später, im Jahr 1938 wurde die Synagoge
im Zuge der Novemberpogrome angezündet
und damit zerstört. Heute ist der alte Standort
der Synagoge ein Hotelparkplatz. Kaum etwas
erinnert an die lange jüdische Geschichte in
Rüdesheim.
Foto: Marion Halft (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rüdesheim_am_Rhein_
Synagoge_Standort.jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode