Fachwerk
Im südlichen Bereich des Marktplatzes sind
einige neuzeitliche Fachwerkbauten erhalten.
Sie lassen erahnen, wie es am mittelalterlichen
und neuzeitlichen Marktplatz von Rüdesheim
einst ausgesehen hat. Damals standen am Platz
zwar einige Adelsgebäude (vgl. Station 1),
jedoch lebten am Marktplatz auch einfache
Händler und Bürger, die sich keine prächtigen
(Stein-)Gebäude leisten konnten.
Im Mittelalter und der Neuzeit war das
Fachwerkhaus in vielen Teilen Deutschlands das
„Standardhaus“ der Bürgerschicht, denn es war
kostengünstig und leicht zu errichten. Damals
beauftragten nur die reichen und
wohlhabenden Bürger eine „Firma“, bzw. einen
Bautrupp, um ein Haus zu errichten. Meistens
packten die Bauherren selbst an und
errichteten zusammen mit der Familie oder
Freunden das Fachwerkhaus. Da sie in Übung
waren, weil jeder schon mal einem anderen
geholfen hatte, dauerte der Bau eines Hauses
wahrscheinlich gar nicht so lange. Zum Bau der
Häuser wurden meist lange gerade
Eichenstämme genutzt, die in „Bauholzwäldern“
wuchsen, wo die Bäume vor Wild geschützt
wurden, um Verbiss zu vermeiden. Durch den
regelmäßigen Einschlag entstand ein
sogenannter Niederwald. Als Niederwald wird
ein Wald aus Stockausschlägen bezeichnet, in
denen ein Baum immer wieder (alle etwa 10 bis
30 Jahre) gefällt wird, sodass aus einem
Baumstumpf mehrere Triebe / Bäume wachsen.