Warfendorf Rysum

Als Warfen werden runde oder ovale, künstlich aufgeschüttete Wohnhügel in der Marsch bezeichnet. Seit Jahrtausenden, lange vor dem Deichbau, lebten die Bewohner der Marsch auf diesen Hügeln und waren damit vor den Fluten der Nordsee geschützt. Die Warfen an der Nordsee wurden bereits von dem römischen Gelehrten, Offizier und Verwaltungsbeamten Plinius dem Älteren (*23/24, †79) beschrieben. Manche der Warfen sind jedoch noch viel älter und stammen aus der Zeit um 3000 bis 2400 v. Chr., als die Region erstmals besiedelt wurde. Heute ist die Altersbestimmung durch die intensive Nutzung der Warf nicht mehr möglich. Damit weiß man auch nicht genau, wie alt die Warf von Rysum wirklich ist. Ursprünglich befand sich auf jeder Warf ein Haus bzw. Bauernhof. Aufgrund des steigenden Meeresspiegels mussten die Warfen im Laufe der Zeit immer weiter erhöht werden. Auf diese Weise wuchsen die Hauswarfen mit der Zeit zusammen und formten die heute erhaltenen Dorfwarfen. Der Warfhügel von Rysum hat einen Durchmesser von etwa 425 Meter und ist circa sechs Meter hoch. Die Kirche befindet sich an der höchsten Stelle der Warf. Im 10. Jahrhundert wird Rysum als „Hrisinghem“ erstmals erwähnt; im Jahr 1438 taucht die Schreibweise Rysum zum ersten Mal auf. Rysum war eine der einst zehn Herrlichkeiten in Ostfriesland. Die Herrscher der Herrlichkeiten hatten weitreichende Rechte, unter anderem die untere Gerichtsbarkeit. Zunächst gehörte Rysum zur Herrlichkeit Loquard. Im Jahr 1484 wurde Rysum zu einer eigenständigen Herrlichkeit. Da Eggerik als alleiniger Häuptling von Rysum keine Nachfahren hatte, fiel die Herrlichkeit Rysum nach seinem Tod wieder an Loquard. Nachdem auch Keno von Loquard kinderlos verstarb, fielen die Burgsitze (Rysum und Loquard) an seinen Schwager Viktor Frese (*1473, †1527). Viktor Freese errichtete in Rysum um 1490 eine Burganlage, die jedoch wenige Jahre später wieder abgerissen wurde: er wollte lieber in Loquard leben und benötigte die Anlage in Rysum nicht. Seine Nachkommen teilten das Erbe, weshalb in Rysum um 1556 erneut eine Burg errichtet wurde. Die zweiflügelige Anlage mit Treppenturm befand sich im Bereich des heutigen Kriegerdenkmals. Ab 1720 verfiel die Anlage, um 1760 wurden große Teile der Anlage abgerissen. Ab etwa 1900 war sie fast völlig verschwunden. Heute ist von der Burg - außer einigen Wällen - nichts mehr erhalten.
(ungefähre) Lage der Höfe , der Burganlage , des Kirchhofes , der Wasserstellen (Fethinge) und des Zingels Abbildung in Anlehung an: Behre (2023)
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Eine Warf / Warft ist ein aus Erde bzw. Klei aufgebauter Wohnhügel zum Schutz vor den Fluten der Nordsee. Für diesen Wohnhügel gibt es neben dem Wort „Warf“ noch viele weitere Namen: Warft, Wurt, Werft oder Wierde. Das Wort leitet sich von ‚werben‘ ab und nicht - wie oft angenommen - von ‚werfen‘. Das Wort „Warft“ ist eine sekundäre t- Erweiterung des ursprünglichen und noch heute in Ostfriesland üblichen Ausdrucks Warf. Die gleichbedeutende Bezeichnung Wurt stammt dagegen aus dem Niederdeutschen. Wir nutzen in diesem Entdeckerpfad den Begriff „Warf“.