Rysumer Kirche

Die Rysumer Kirche ist das älteste Gebäude im Ort, sie blickt auf eine lange Geschichte zurück. Im Zuge einer umfassenden Sanierung vor einigen Jahren konnten viele neue Erkenntnisse zur Kirche gewonnen werden 1 . Sie ermöglichen einen völlig neuen Blick auf Rysum und seine Kirche. Die Warf von Rysum besteht fast ausschließlich aus sogenanntem Klei, bzw. Kleiboden. Klei ist entwässerter Schlick, den man überall rund um die Warf fand. Bei der Analyse anderer Warfen fand man zwischen den Kleilagen auch Lagen mit Mist. Man häufte den durch die Viehhaltung entstandene Mist einfach auf und deckte diesen mit Klei ab. Die Warf „wuchs“. Dies spricht für eine lange Nutzungsgeschichte solcher Warfen. In der Warf von Rysum fand man jedoch keinen Mist von Tieren. Dies lässt vermuten, dass man die Warf von Rysum in kurzer Zeit angelegt hat, vielleicht stammt die Warf also gar nicht aus vorchristlicher Zeit, sondern wurde erst im Zuge der Christianisierung gezielt errichtet. Dies würde dann erklären, dass die Kirche von Anfang an einen zentralen Platz auf der Warf bekam. Frühere Studien zur Warf Rysum hatten im Bereich der heutigen Kirche einen Thingplatz vermutet, einen germanischen Versammlungsplatz. Aufgrund des relativ jungen Alters der Warf von Rysum, hat man die Vermutung mit dem germanischen Thingplatz wieder verworfen. Mit der Christianisierung der Region ab dem 9. Jahrhundert stand im Bereich der heutigen Kirche ein aus Holz errichteter Vorgängerbau. Spätestens im 12. Jahrhundert wurde eine Kirche aus Tuffstein errichtet. Die damals für den ersten Kirchenbau genutzten Steine findet man bis heute im Kirchenschiff des 15. Jahrhunderts. Der Kirchturm ist, anders als bei anderen ostfriesischen Kirchen, direkt an die Kirche angebaut und stammt im Kern aus dem 13. Jahrhundert – sein heutiges Aussehen erhielt er erst im 16. Jahrhundert.
1 https://rysum.reformiert.de/rysumergeschichte.html, abgerufen am 31.01.2024
Tuffstein in Ostfriesland Ab dem 12. Jahrhunderts wurden die Holzkirchen Ostfrieslands durch Steinkirchen ersetzt. Die Kirchen im östlichen Ostfriesland gehörten zur Diözese Bremen. Hier nutzte man hauptsächlich Granitquader für den Kirchenbau. Im westlichen Ostfriesland, welches zum Bistums Münster gehörte, wurden die damaligen Steinkirchen aus Tuffstein errichtet. Der Tuffstein kommt aus der Laacher-See- Region und wurde bereits am Abbauort in der Eifel zugeschnitten und anschließend auf Lastkähnen rheinabwärts und entlang der niederländischen Küste nach Ostfriesland verschifft. Küstennah gelegene Gebiete wie die Krummhörn eigneten sich besonders zum Import des mittelrheinischen Tuffs, da weitere Überlandtransporte entfielen.