jüdische Geschichte

In Rysum findet man eine Besonderheit, gleich drei Straßen tragen den Begriff „Juden“ in ihrem Namen: hier gibt es die „Judenstraße“, „Am Judendobbe“ und die „Judenlohne“. Da solche Straßennamen nicht zufällig entstehen, sondern immer einen tieferen Sinn haben und meist jahrhundertealt sind, muss es sehr lange jüdische Bürger im Rysum gegeben haben. Über die jüdische Geschichte ist in Rysum ist allerdings nur wenig bekannt, eine jüdische Gemeinde oder gar eine Synagoge hat es den Quellen nach in Rysum nie gegeben. Es ist daher unklar, ob bzw. wann in den Straßen jüdische Bürger lebten und was diese beruflich machten. Oftmals waren die jüdischen Bürger Ostfrieslands Viehhändler und kamen so teils zu großem Reichtum. Im 16. Jahrhundert wird jüdisches Leben auf der ostfriesischen Halbinsel nachweisbar, in Norden und Emden gab es damals erste jüdische Gemeinden. Die dort lebenden Juden waren beispielsweise Viehhändler, was auch in Rysum der Fall sein könnte. Im Mittelalter waren die Viehzucht und der Viehhandel für die Region von großer Bedeutung. Damals wurden die jüdischen Viehhändler von den Bauern durchaus geschätzt, denn sie hatten im Laufe der Zeit viel Erfahrung und Verhandlungsgeschick gesammelt und waren damit sehr erfolgreich. Zunächst waren die jüdischen Mitbürger akzeptiert und durchaus anerkannt, aber mit dem Erfolg kam auch der Neid und die Ablehnung. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten offenbar neun jüdische Einwohner in Rysum. Mit der Verbreitung des Antisemitismus ab etwa 1900 wird sich die Situation auch für die jüdischen Bürger Rysums verschlechtert haben. Was mit den Familien während der NS-Diktatur passiert ist, ist unklar.