Marktstraße

An dieser Stelle liegt ein etwas größerer Platz inmitten der sonst vergleichsweise eng bebauten Warf, hier trifft die vom Kirchhof kommende Marktstraße auf die Emsstraße. Die genaue Geschichte des Platzes ist unklar, vielleicht war es tatsächlich ein mittelalterlicher Markt- bzw. Handelsplatz. Mit dem Brunnen bzw. der historischen Wasserpumpe bildet der Platz heute ein malerisches Ensemble. Direkt am Platz liegt das Gasthaus „Am Markt“, was auch wieder darauf hinweist, dass Markt abgehalten wurde. Errichtet wurde der Klinkerbau um 1845 und war ein sogenannter Kolonialwarenladen. Hier wurden damals Lebensmittel aus Übersee angeboten, wie beispielweise Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Kakao, Gewürze und Tee. Dies waren damals noch ausgefallene Produkte, die nicht leicht zu bekommen und entsprechend teuer waren. Über das Leben der Bauern und Bürger des mittelalterlichen Rysum ist kaum etwas bekannt. Weil Rysum jahrhundertelang eine Herrlichkeit war, gab es nie eine bürgerliche (Selbst-)Verwaltung oder ein Rathaus. Alle wichtigen Entscheidungen traf der Häuptling. Das Leben der Bürger Rysums wurde daher von niemanden dokumentiert, nur große Ereignisse und tiefgreifende Veränderungen wurden niedergeschrieben. Aufgrund der Friesischen Freiheit gab es in Ostfriesland kein Lehenswesens dennoch bestanden Abhängigkeiten vom Adel. Da die Rysumer freie Bürger waren, kann man davon ausgehen, dass sie ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen konnten, soweit man davon in der damaligen Zeit sprechen konnte. Es gab damals noch viel mehr gesellschaftliche Vorgaben und ungeschriebene Gesetze, an die man sich zu halten hatte und sie auch nicht wirklich hinterfragte.