Wasser auf der Warf
Trinkwasser war auf den Warfen im Mittelalter
und bis weit in die Neuzeit ein gewisses
Problem. Vor dem Bau der Seedeiche zum
Schutz der tieferliegenden Felder wurde die
Warf bei jeder Flut von dem Wasser der
Nordsee umspült: so kennt man es heute noch
von den Halligen in Nordfriesland. Daher war
und ist das Grundwasser der Krummhörn bis
heute völlig versalzen, denn das Salzwasser der
Nordsee drückt in die Grundwasserleiter.
Um dennoch auf den Warfen eine
Trinkwasserversorgung zu ermöglichen,
entstand ein ausgeklügeltes
Wasserversorgungssystem - Wasserleitungen
und Trinkwasser aus der Leitung gab es damals
natürlich noch nicht. Das Wasser von den
Dächern der Häuser wurde in Zisternen
aufgefangen, die dann wie ein Brunnen genutzt
werden konnten – hier holten die Bewohner ihr
Trinkwasser.
Die Wände der Zisterne waren zunächst mit
Grassoden und/oder Holz ausgekleidet. Da die
Dächer früher alle mit Reet gedeckt waren,
hatte das Wasser vom Schilf eine etwas
gelbliche Farbe – und wahrscheinlich hat es
auch nicht besonders gut geschmeckt.
Das Wasser für das Vieh wurde in großen,
offenen Wasserstellen auf der Warf gesammelt,
dem sogenannten Fething. Manchmal war der
Fething auch noch mit einer offenen
Wasserstelle (Schetels) am Rand der Warf
verbunden, dem Schetels. Über Leitungen
konnte so weiteres Wasser in das Fething
geleitet werden.
Auf manchen Warfen gab es zusätzlich an
jedem Hof sogenannte Fethingbrunnen. Diese
wurden mittels Wasserleitungen über den
Fething versorgt.
In Rysum sind drei Fethinge erhalten und sehen
heute wie kleine, unscheinbare Teiche aus.
Trinkwasserversorgung mittels Zisterne (auch
Sod genannt)
Abbildung in Anlehung an: Meier und Coldewey (2012)
komplexe Wasserversorgung auf einer Warf:
Schetels [1], Fething [2] mit Fethingbrunnen [3],
Sod [4] und Sodbrunnen [5]
Abbildung in Anlehung an: Meier und Coldewey (2012)
offene Wasserstelle (Schetels) [1] mit Fething [2]
und Fethingbrunnen [3] - meist wurde das
Wasser für das Vieh genutzt
Abbildung in Anlehung an: Meier und Coldewey (2012)
Grundwasser
Klei
Warf
Grundwasser
Klei
Warf
Grundwasser
Klei
Warf
Karte von Rysum (um 1872) mit Fethingen
Abbildung in Anlehung an: Behre (2023)