St. Johanner Markt

In vorrömischer Zeit war die Region rund um das heutige Saarbrücken spärlich besiedelt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. kamen die Römer in die Region. Sie bauten an der Saar ein Heerlager und eine erste Brücke über den Fluss. Im späten 4. Jahrhundert wurde die römische Siedlung zerstört, germanische und alemannische Stämme wanderten in die Region ein. Im Zuge dessen ging die römische Kultur komplett verloren. Die Anfänge des heutigen Saarbrückens liegen im 7. Jahrhundert, auch wenn der Weg zur heutigen Stadt sehr lang war. Um das Jahr 999 taucht der Name Saarbrücken erstmals urkundlich auf - als Castellum Sarabrucca. Zu dieser Zeit befanden sich mehrere Siedlungen entlang der Saar, die bis ins frühe 20. Jahrhundert alle unabhängig voneinander wirtschafteten: Malstadt, Sankt Arnual, Alt- Saarbrücken und St. Johann. Im Jahr 1896 schlossen sich bereits Alt- Saarbrücken und Sankt Arnual zusammen, im Jahr 1909 kam es zur großen Vereinigung der übrigen Städte und es entstand die heutige Stadt Saarbrücken. Heute sind die alten Städtenamen als Stadtteile erhalten. Der St. Johanner Markt war jahrhundertelang das wirtschaftliche Zentrum der kleinen Handels- und Handwerkersiedlung St. Johann. Damals hieß die Siedlung „Sente Johan dat dorf“ und erhielt 1322 das Stadt- und Marktrecht. Der langgezogene Markt erinnert bis heute an die Zeiten, als es ein langgestreckter Handelsplatz (mittelalterlicher Straßenmarkt) war. Im Mittelalter war das Einkaufen noch ganz anders organisiert als heute. Supermärkte und Einkaufsläden gab es noch nicht. Stattdessen wurden alle Waren des täglichen Bedarfs auf einem der Stadtmärkte unter freiem Himmel verkauft. Diese Märkte wurden nicht nur auf den Plätzen eines Ortes abgehalten, sondern man nutzte hierfür oft auch breite Straßen. Richtige Marktplätze hatte das damalige St. Johann gar nicht. Im 18. Jahrhundert wurde der St. Johanner Markt im Stil des Barocks umgestaltet. Prächtige Bürgerhäuser mit weißer Barockfassade säumten den Platz, damals der Stolz von St. Johann. Es entstand auch der Marktbrunnen mit Obelisken (1759/1760). Heute ist der Brunnen eines der Wahrzeichen Saarbrückens. Um 1900 waren rund um den Platz mehrere Häuser im Jugendstil und Historismus errichtet worden. Diese sind heute verschwunden. Während der NS-Zeit wurde der Platz auf Befehl des damaligen Oberbürger- meisters komplett umgestaltet. Die Eigentümer der Häuser mussten ihre Gebäude auf eigene Kosten anpassen, um ein einheitliches barockes Ensemble wiederherzustellen. Dabei wurden die Fassadenformen vereinheitlicht, die Farbgebung abgestimmt und die Häuserhöhen durch Abriss bzw. Aufstockung angeglichen. Zusätzlich sollte an der Saar ein großes Forum für Aufmärsche entstehen – was glücklicherweise nie zur Umsetzung kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Gegend rund um den St. Johanner Markt heruntergekommen. Zwischenzeitlich befand sich hier sogar das Rotlichtmilieu der Stadt – manche der heutigen Café-Namen erinnern an diese Zeit. Ansonsten erinnert heute kaum mehr etwas an diese wechselvolle Geschichte. In den 1970er Jahren wurde das ganze Stadtviertel umfassend saniert und eine Fußgängerzone angelegt. Heute bildet der St. Johanner Markt mit seinen Cafés das Zentrum Saarbrückens.
Marktbrunnen
Caféname erinnert an frühere Zeiten
Lage der früheren Siedlungen auf dem heuten Stadtplan
Malstatt
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St. Johann
Alt-Saarbrücken
St. Arnual