Mühlengeschichte /

Armesünderfriedhof

Seit dem 13. Jahrhundert gab es rund um das mittelalterliche Sindelfingen bzw. dem Stift Sindelfingen mehrere Wassermühlen: die Rossmühle, die Blechmühle, die Goldmühle und hier am Klostersee die Seemühle. Manche der Mühlen waren zunächst noch im Besitz des Stifts bzw. des Propsts, andere gehörten von Anfang an der Herrschaft Württemberg, unter anderem auch die Seemühle und der Klostersee – der daher auch als herrschaftlicher See bezeichnet wurde. Im Laufe der Zeit kamen die Mühlen alle in herrschaftlichen Besitz. Daran erkennt man den hohen Stellenwert von Mühlen in der mittelalterlichen Wirtschaft. Ab dem Mittelalter und bis weit in die Neuzeit waren Wassermühlen bedeutende „Industriebetriebe“. Damals gab es natürlich noch keine Maschinen, welche einem die harte Arbeit abnahmen. Fast alles musste mit der Hand oder Mithilfe von Tieren gemeistert werden. Die Wasserkraft war für gewisse Arbeiten eine enorme Erleichterung: zum Mahlen von Getreide, zum Sägen von Holz oder zum Betreiben von Hämmern in Schmieden. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Mühlrecht grundlegend reformiert. Der damalige Müller kaufte dem Württembergischen Staat die Seemühle und den Klostersee ab. Neben der Mühle betrieb der „Seemüller“ nun auch etwas Fischzucht als zusätzliche Einnahmequelle. Damit die Lebensmittel nicht so schnell verderben, setzte man auf Eis zum Kühlen. Im Winter nutzte man unter anderem das Eis, welches sich auf dem Klostersee bildete und lagerte es beispielsweise in Kellern für den Sommer ein. Um noch effektiver Eis zu gewinnen, wurde der See durch Dämme unterteilt. Manche der neu entstandenen Seebereiche konnten nun auch separat geflutet werden. Um 1930 wurde der Mühlbetrieb eingestellt und die Gebäude verfielen zunehmend. Nachdem diese im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren, verschwand die Ruine aus dem Ortsbild. Heute erinnert nur noch der Klostersee an diese lange Mühlengeschichte. Rund um den See wachsen zahlreiche Kirschbäume, besonders zur Blüte ist es hier überaus malerisch. Ursprünglich lag direkt am südlichen Seeufer ein Friedhof des Stifts. Da die Stiftskirche auch als Pfarrkirche diente, war es zeitweise der Friedhof von Sindelfingen. Als der Friedhof rund um die Stiftskirche im Laufe des 16. Jahrhunderts zu klein wurde, verlegte man den Friedhof um 1570 hierher. Heute ist der Friedhof aufgelassen – es wird also nicht mehr bestattet. Stattdessen ist es nun eine kleine Parkanlage.
Schon im Mittelalter und der frühen Neuzeit mussten die Menschen sich mit „Bürokratie“ herumschlagen. Wer eine Wassermühle betreiben wollte, musste sich bei der damaligen Landesverwaltung eine Erlaubnis für den Betrieb einer Mühle einholen (das sogenannte Mühlregal). Außerdem gab es damals den Mühlenzwang: Menschen aus einer Herrschaft wurde beispielsweise vorgeschrieben, an welcher Mühle sie ihr Getreide zu mahlen hatten.