Ziegelwasen

Heute erinnert kaum noch etwas an das Leben vor den Toren der mittelalterlichen Stadt. Rund um Sindelfingen lagen große Acker- und Wiesenflächen. Im Süden floss die Schwippe, ein kleiner Bach. Inzwischen ist dieser zu großen Teilen verrohrt. Im Bereich des heutigen Wettbachplatzes befand sich am flachen Bachufer eine Viehtränke. Am derzeitigen Marktplatz lagen Felder und Äcker, die dem Stift gehörten und an die Bürger der Stadt verpachtet wurden – die sogenannten Fronäcker. Außerdem befanden sich hier Allmenden und Obstgärten. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde der Bereich des heutigen Marktplatzes – damals als Ziegelwasen bezeichnet – bebaut. Es entstand eine Streusiedlung, um 1569 das städtische Armenhaus, die städtische Kelter und der städtische Schafstall (Schafscheuer). Seit dem 19. Jahrhundert ist es der Marktplatz der Stadt mit dem Rathaus von 1845. Der historische Name Ziegelwasen für diesen Platz ist heute fast völlig aus dem Stadtgedächtnis verschwunden. Südlich des Platzes verlief ein Seitenarm der Schwippe. Dieser Bereich war ursprünglich Teil der sumpfigen Bachniederung. Daher auch der Name „Wasen“, eine Feuchtwiese am Wasser. Nördlich des Platzes lag im Mittelalter und bis in die Neuzeit eine sogenannte Feldbrandziegelei, die den Ton für die Ziegel in kleinen Lehmkuhlen direkt nördlich zwischen heutiger Ziegelstraße und Klostersee (vgl. Station 11) gewann.
Das Brennen von Ziegeln war im Mittelalter noch sehr viel Handarbeit. Fabriken für Ziegel gab es natürlich noch nicht – stattdessen wurden die Ziegel in sogenannten Feldbrandziegeleien hergestellt. Diese kleinen Ziegeleien standen direkt an den Lehmkuhlen vor den Toren der Stadt – dadurch waren die Transportwege kurz. Oftmals wurden diese Feldbrandziegeleien nur wenige Jahre / Jahrzehnte genutzt, bis die Vorkommen des Lehms im Boden erschöpft waren.
Rathaus von 1845
Verlauf der Schwippe und ungefähre Lage der Stadtmauer auf aktueller Karte
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