Stadtmauer / Törchen
Die Stadtmauer von Sindelfingen wurde im
späten 13. Jahrhundert vollendet. Der Bau
begann am Oberen Tor (vgl. Station 6) im
Norden der Stadt und wurde hier im Süden
etwa 20 Jahre nach Baubeginn abgeschlossen.
Die Stadtmauer hat eine etwas seltsame Form,
vor allem der südliche Mauerverlauf zeigt ein
abruptes Abknicken nach Norden. Die Gründe
hierfür liegen bis heute im Dunkeln.
Damals, im späten 13. Jahrhundert kam es zu
mehreren Fehden im schwäbischen Hochadel.
Außerdem gab es Verwerfungen zwischen
Sindelfingen und dem südlich gelegenen
Böblingen. Möglicherweise musste die Mauer
damals schneller geschlossen werden, als dies
zunächst geplant war. Auch die im nördlichen
Bereich planmäßig angelegten „Wohnblöcke“
sind im Süden der Stadt nicht zur Umsetzung
gekommen, weshalb die Gassen hier deutlich
enger und verwinkelter gebaut wurden.
Rund um die Stadtmauer lag ein Stadtgraben,
der im Süden durch Wasser der Schwippe
geflutet wurde. Das Törchen hier im Südosten
der Stadtmauer gab es im Mittelalter nicht,
damals existierten die beiden Stadttore im
Norden und Süden, die zusätzlich durch einen
Turmaufsatz geschützt wurden. Erst nachdem
der Stadtgraben um 1800 verschüttet wurde,
schuf man diesen Durchgang, um den Weg zur
hier stehenden Scheune zu verkürzen. Seit
ihrem Abriss ermöglichte der Durchlass den
direkten Zugang zur Altstadt.
Plan der Altstadt von Sindelfingen. Im nördlichen
Bereich sieht man die planmäßig angelegten
Baulinien, die im Südösten nicht mehr
weiterverfolgt wurden.
Abbildung in Anlehnung an: Schempp [1998] und Zecha [2013]