Storchenhaus
Die Lange Straße, ursprünglich Lange Gasse
genannt, war jahrhundertelang die wichtigste
Gasse Sindelfingens und führte von Stadttor zu
Stadttor. Interessanterweise hat die Gasse kurz
vor dem ehemaligen Standort des Oberen Tores
zwei Knicke und führt so direkt am
sogenannten Storchenhaus vorbei. Mit der
Stadtgründung stand an dieser Stelle eine
größere Hofanlage, die damals dem Stift
Sindelfingen gehörte. Erstmals urkundlich
erwähnt wurde dieser Stiftshof zwischen 1260
und 1263, als Adalbert IV. von Calw im Zuge
der Erbstreitigkeiten die Stadt in Brand setzte
(vgl. Station 1). Anschließend wurde der
Stiftshof wiederaufgebaut.
Mit der Verlegung des Stifts nach Tübingen im
Zuge der Universitätsgründung ging der
Stiftshof in den Besitz der damals
neugegründeten Universität Tübingen über.
Neben dem Stiftshof gehörten der Universität
auch größere Ländereien rund um Sindelfingen,
die von hier aus verwaltet wurden. Der Stiftshof
wurde zur „Kellerei“.
Der Name „Keller“ hatte nichts mit den
Kellergewölben unter dem Gebäude zu tun,
sondern dies war der Name solcher
mittelalterlichen Verwaltungsgebäude. Die
Kellerei wurden von dem „Keller“ im Auftrag der
Universitätsleitung in Tübingen geleitet. Eine
der wichtigsten Aufgaben war es, für die
Eintreibung der Geld- und Naturalabgaben an
die Universität als Grundherr zu sorgen.
Die heutige Kellerei wurde um 1600 errichtet
und ist bis heute eines der größten,
neuzeitlichen Gebäude von Sindelfingen. Seinen
Namen „Storchenhaus“ erhielt der Bau, weil bis
in die 1930er Jahre auf dem Dach immer ein
Storchennest war.
Störche sind typische Zugvögel, die im Winter
in den Süden ziehen. Es gibt zwei bevorzugte
Routen Richtung Süden - die West- und die
Ostroute. Je nach Route werden die Störche
daher als West- oder Ostzieher bezeichnet.