Alt-St. Thomae
Die Kirche Alt-St. Thomae kann auf eine lange
Geschichte zurückblicken. Bereits um 900 stand
an dieser Stelle eine Kapelle. Im späten 12.
Jahrhundert wurde mit dem Bau der heutigen
Kirche begonnen: im Stil der Frühgotik. Die
ältesten Bauteile von Alt-St. Thomae stammen
aus der Zeit um 1180. Über 100 Jahre wurde
an der Kirche gebaut, um 1300 war sie in ihrer
heutigen Form weitestgehend vollendet, auch
wenn es in den kommenden Jahrhunderten hin
und wieder zu Umbauten kam. Damit zählt Alt-
St. Thomae zu den ältesten gotischen Kirchen
in Deutschland.
Die lange Bauzeit von über 100 Jahren
erscheint uns heute als sehr lang. Bedenkt man
jedoch, unter welchen Umständen und mit
welchen Mitteln damals der Kirchenbau
errichtet wurde, kann man erst wirklich die
Bedeutung der Kirche würdigen. Damals gab es
weder Baukräne noch Baugerüste aus Metall.
Nicht einmal Baupläne waren vorhanden oder
nur rudimentär skizziert. Und dennoch wurde
die Kirche irgendwann fertig. Es ist unbekannt,
wie oft es auf den Baustellen zu Unfällen kam.
Die Steine für den Bau der Kirche kamen mit
Karren, teils von Tieren gezogen, zur Baustelle.
Daher war es wichtig, dass der Steinbruch nicht
zu weit entfernt war, denn für den Bau wurden
natürlich unzählige Steine benötigt. Sie
mussten alle per Hand im Steinbruch
gebrochen und anschließend zur Baustelle
transportiert werden. Dort angekommen
wurden sie über Leitern und hölzerne Gerüste
an ihren Zielort gebracht. Vereinzelt gab es
auch sogenannte Laufkräne, wo ein Arbeiter in
einem Laufrad lief, um den Stein in die Höhe zu
heben. Kleinere Dreibockkräne legten die
Steine dann an ihre Position.
Eine Besonderheit ist die schiefe Turmhaube
der Kirche. Es ist ein Wahrzeichen von Soest.
Die Kirchturmhaube stammt aus dem 17.
Jahrhundert. Die Neigung der Haube nach
Westen geht auf Schäden im Balkenwerk des
Turmes zurück.
Diese einfache und logische Erklärung war den
Soestern jedoch zu trocken. Daher gibt es
mehrere alternative Erklärungen dieser
Schiefstellung. Manche sagen, der Kirchturm
verneigt sich vor den Domherren am
Patroklistift. Wiederum andere vermuten, dass
der stetig wehende Westwind den Turm in die
Schieflage gebracht hat. Hier kann sich jeder
etwas aussuchen. Vielleicht hast du ja auch
noch eine Idee, wie es zu dem schiefen Turm
gekommen sein kann.
Bildquelle ganz oben: H.Helmlechner
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alt_St._Thomae_Soest.jpg),
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode