Pfalz der Kölner Bischöfe
An dieser Stelle steht heute nur noch eine
etwas unscheinbar wirkende Mauer (auch
Wittekindsmauer genannt) und dennoch zählt
sie zu den bedeutendsten Denkmälern
Westfalens.
Aber zunächst ein kleiner Ausflug in die
Geschichte der Stadt… Hier befindest du dich
im ältesten Teil von Soest, wo die Anfänge der
Besiedlung liegen. Bereits im 9. und 10.
Jahrhundert gab es an dieser Stelle einen
Friedhof rund um die St. Petrikirche (vgl.
Station 5). Etwa 200 Gräber aus dieser Zeit
konnten bei Ausgrabungen nachgewiesen
werden.
Der wirtschaftliche Erfolg des mittelalterlichen
Soests war eng mit dem Engagement des
Kölner Erzbischofs verbunden. Das damals
rasch aufstrebende Kölner Bistum wollte,
regional betrachtet, seinen Einfluss deutlich
verstärken. Daher förderte das Bistum in den
kommenden Jahrhunderten die Handels- und
Hansestadt Soest massiv. Unter anderem
wurde dadurch der Handel entlang des
westfälischen Hellwegs deutlich angekurbelt.
Um das Jahr 1000 wurde der Friedhof rund um
die St. Petrikirche aufgegeben. Hier ließ der
damalige Kölner Erzbischof Bruno von Köln eine
Pfalz errichten. Es handelte sich um einen
etwa 25-30 Meter hohen mittelalterlichen
Wohnturm, welcher zur wichtigsten
Nebenresidenz des Kölner Bischofs wurde. Das
unterstreicht die große wirtschaftliche
Bedeutung von Soest im mittelalterlichen
Westfalen.
Das Verhältnis des Kölner Bischofs und den
Soester Bürgern war jedoch meist alles andere
als gut. Immer wieder kam es zu Streit: es ging
um Macht und Freiheiten der Bürger. Denn
natürlich strebte die Hansestadt nach Freiheit
und wollte die großen Gewinne möglichst
unversteuert einstreichen.
Die ganze Situation eskalierte in der Soester
Fehde im 15. Jahrhundert. Der Anlass war, dass
der damalige Kölner Erzbischof Dietrich von
Moers eine weitere Steuer erheben wollte. 1444
erteilte die Stadt dem Erzbischof eine Absage
und sprach sich vom Bischof frei. Sie schloss
sich dem Herzog von Kleve an, woraufhin die
Stadt durch den Kölner Bischof belagert wurde.
Zwar wurde die Belagerung durch den Herzog
von Kleve beendet, jedoch sorgte die Soester
Fehde schlussendlich auch für das Ende der
wirtschaftlichen Blütezeit von Soest, denn der
Kölner Erzbischof als wichtiger Förderer brach
weg. Später folgten die Wirren der
Reformation und der Dreißigjährige Krieg.
Zurück zum aktuellen Standort:
Im späten 12. Jahrhundert änderte sich die
Nutzung der Gebäude erneut. Im Zuge der
Stadtmauererweiterung wurde die Pfalz verlegt.
Die ehemalige Pfalz wurde zu einem Hospital
(Hohes Hospital) umgebaut, welches vom
Orden des Heiligen Geistes verwaltet und von
der Stadt getragen wurde. Hier kümmerten sich
die Ordensmitglieder um die armen, schwachen
und alten Bewohner von Soest. Ab dem 14.
Jahrhundert wurden die Gebäude als
Damenstift genutzt. Nach dessen Auflösung
wurden die Bauten um 1810 abgerissen – nur
die Mauer zeugt noch von dieser bedeutenden
Geschichte.
Erste Befestigungsanlage mit Pfalz (schraffiert
dargestellt, vermutete Lage) und Wohnturm
(gelb dargestellt)
Bilddquelle: K.bierkaemper
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hohes_Hospital.JPG), „Hohes Hospital“,
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode