St. Patrokli

Die Kirche St. Patrokli ist eines der Wahrzeichen der Stadt und wird in Soest auch als Dom bezeichnet, auch wenn es nie eine Bischofskirche war. Zwar war Soest jahrhundertelang die zweite Residenzstadt des Kölner Erzbischofs (vgl. Station 4) und kirchlicher Mittelpunkt Westfalens, dennoch wurde die Stadt nie Bischofsstadt. Im Jahr 962 brachte der Kölner Erzbischof Brun von Köln die Gebeine des Heiligen Patroklus nach Soest, nachdem er diese auf einer Reise nach Frankreich überreicht bekommen hatte. Dadurch wurde Soest zu einem bedeutenden Pilgerort. Noch heute findet man die Gebeine des Heiligen Patroklus in St. Patrokli, wo sie verwahrt und verehrt werden. Im 10. Jahrhundert entstand der erste Kirchenbau. Wenige Jahre später (um das Jahr 965) wurde neben dem Kirchenbau das Patroklistift gegründet. Schon bald wurde das Stift zu einem der reichsten und mächtigsten in Westfalen, unter anderem durch die Förderung durch den Kölner Erzbischof und die rege Wallfahrtstätigkeit. Im 11. und 12. Jahrhundert wurde die Anlage mehrfach erweitert und umgebaut. Die heutige Kirche mit dem erhaltenen Kreuzgang stammt aus der Zeit um 1230 und ist eine der schönsten romanischen Kirchen Westfalens. Die Anlage wurde komplett aus dem „Soester Grünstein“ errichtet (vgl. Station 5). Bis zur Auflösung des Stifts im Jahr 1811 war es das kirchliche und schulische Zentrum von Soest. Die hier lebenden Kanoniker nahmen die unterschiedlichsten Aufgaben in der Stadt wahr. Sie waren unter anderem als Seelsorger tätig und ihnen oblag beispielsweise die Gerichtsbarkeit. Zudem unterhielt das Stift eine Schule. Damals war das Schulwesen noch ganz anders als heute. Die Kinder waren meist adeliger oder patrizischer Herkunft und lebten in der Klosteranlage, die wie ein Internat geführt wurde. Die Unterrichtssprache war Latein, denn im Mittelalter waren die meisten Bücher auch in lateinischer Schrift, vor allem die Bibel. Wie der Unterricht genau ausgesehen hat, ist kaum mehr zu rekonstruieren. Sicherlich wird es eine sehr strenge Schule gewesen sein, denn Gehorsam war in der mittelalterlichen Gesellschaft von sehr großer Bedeutung. Nach dem Abschluss der Schule verblieben die Schüler meist im Stift und arbeiteten hier, denn mit dem Wissen aus der Schule konnte man im Lebensalltag des Mittelalters wenig anfangen. Kaum jemand konnte damals lesen, Bücher gab es nur in den Klosterbibliotheken und schreiben musste man im Alltag auch nichts.
Blick auf St. Patrokli