Schwedenspeicher
Schon zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges
spürte Stade die Auswirkungen der
Kriegshandlungen auf die Wirtschaft. Während
des Niedersächsisch-Dänischen Krieges
wurde die Stadt von dänischen Truppen
besetzt.
Im Jahr 1645 wurde die Stadt von
schwedischen Truppen erobert, wodurch die
sogenannte Schwedenzeit in Stade begann.
Stade wurde zum Verwaltungszentrum des
neugegründeten Territoriums „Herzogtümer
Bremen und Verden“, welches große Teile des
ehemaligen Bistums Verden und Hochstifts
Bremen umfasste. Als schwedisches
Verwaltungszentrum wurde die Stadt zu einer
wehrhaften Landesfestung ausgebaut. Ohne
angemessene Entschädigung mussten viele
Bürger am Stadtrand Grundstücke für den
Festungsbau abtreten. Tagelöhner mussten den
Festungsbau umsetzten, die Bürger mussten
über Steuern und Abgaben den Bau des
Bauwerkes finanzieren. Aus der weltoffenen
Handelsmetropole war eine protektionistische
Militärfestung geworden. Auch der Stadtrat
wurde seiner Macht beraubt.
Inmitten der Schwedenzeit kam es zu dem
verheerenden Stadtbrand von 1659, der einen
Neuanfang für Stade bedeutete. Auch wenn die
Stadt danach wiederaufgebaut wurde, besserte
sich die wirtschaftliche Lage nicht. Eine letzte,
schwere Belagerung über sechs Wochen hinweg
durch dänische Truppen im Jahr 1712 markierte
schließlich das Ende der Schwedenzeit. Auch
bei dieser letzten Belagerung wurden weite
Teile der Stadt wieder schwer beschädigt.
Zudem brach die Pest aus und viele Bürger
verloren ihr Leben. Es dauerte Jahrzehnte, bis
sich Stade von der Schwedenzeit erholt hatte.
Eines der prägendsten Bauten der
Schwedenzeit ist das zwischen 1692 und 1705
errichtete Provianthaus der Schwedischen
Garnison. Es war ein großes Lagerhaus für
Waffen und andere Dinge. Auch nach der
Schwedenzeit wurde das Gebäude weiterhin als
Warenlager genutzt und bekam schon bald
seinen heutigen Namen „Schwedenspeicher“.
In den 1960er Jahren war der Schweden-
speicher in sehr schlechtem Zustand, dass ihm
der Abriss drohte. Außerdem war geplant, den
mittelalterlichen Hafen zu verschütten und die
Innenstadt „autogerecht“ umzubauen. Viele
Bürger sprachen sich gegen diese
Umgestaltung aus und der Stadt fehlte ohnehin
das nötige Geld, um diese Pläne umzusetzen.
Um 1977 wurde der Schwedenspeicher
umfassend saniert, zum Stadtmuseum
umgebaut und erstrahlt heute im neuen Glanz.
Blick auf den Schwedenspeicher
Auf der stadtabgewandten Seite des
Schwedenspeichers stehen ein paar Kanonen.
Sie waren nie für den Krieg bestimmt. Es sind
sogenannte Alarm- oder Flutkanonen. Das
Alarmschießen bei einem Hochwasser der Elbe
bzw. Schwinge stammt wahrscheinlich auch aus
der Schwedenzeit und wurde 1747 erstmals
erwähnt. Bei einer Gefahr wurden sie
abgefeuert, um damit die Bürger zu warnen.
Das letzte Mal wurden die Kanonen bei dem
schweren Hochwasser von 1962 in Betrieb
genommen.
durch den Stadtbrand zerstörte Fläche
Grafik in Anlehnung an: Stadtansicht in Bohmbach und Schäfer (2009), Seite 67