jüdische Geschichte
Über die mittelalterliche jüdische Geschichte ist
kaum etwas bekannt. Im 14. Jahrhundert
lebten nur wenige jüdische Bürger in der Stadt.
Wahrscheinlich war die Gemeinde zu klein, um
eine Synagoge zu gründen. Über Pogrome ist
bisher nichts bekannt. Im Jahr 1371 enden die
Spuren der mittelalterlichen jüdischen
Geschichte. Erst um 1600 sind wieder jüdische
Bürger in Stade belegt. Auch zu dieser Zeit
bildete sich nur eine kleine Gemeinde, dessen
Synagoge im Bereich „An Sand“/“Breite Straße“
stand. Um 1634 verblassen die Spuren erneut.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts lebten wieder
vereinzelt jüdische Bürger in Stade. Erst im
späten 18. Jahrhundert bildete sich eine kleine
Gemeinde, um 1770 kam es am Rande des
alten Garnisonsfriedhofs zu ersten
Bestattungen. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts
wuchs die Gemeinde stetig an, sodass es ab
1827 zu regelmäßigen Bestattungen kam und
der Friedhof sich bildete. Um 1849 wird eine
erste Synagoge errichtet.
Im Jahr 1869 wurde die Synagoge in das hier
erhaltene Hinterhaus verlegt – ein Fachwerkbau
aus der Zeit nach dem Stadtbrand von 1659.
Zu Zeiten der Weimarer Republik umfasste die
jüdische Gemeinde etwa 20 Mitglieder
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. Damals
gab es drei jüdische Unternehmen in Stade.
Während der Novemberpogrome von 1938
wurden die Scheiben der jüdischen Geschäfte
eingeschlagen und jüdische Bürger kamen
vorübergehend ins Gefängnis. Von den 16
jüdischen Bürgern, die im März 1939 in Stade
wohnten, überlebten nur vier den Holocaust.
Im Sommer 1940 wurde der jüdische Friedhof
geschändet, die Grabplatten zerstört und die
Gräber eingeebnet.
Heute gibt es keine jüdische Gemeinde mehr in
Stade. Glücklicherweise hat der Synagogenbau
die Schrecken der NS-Zeit überstanden und ist
heute ein bedeutendes Zeugnis jüdischen
Lebens. Seit 2010 wurden in der Stadt
Stolpersteine verlegt, um an das Schicksal
jüdischer Bürger in der NS-Diktatur zu
erinnern.
Die menschenverachtende Rassenideologie des
NS-Regimes führte auch zu systematischer
Ausgrenzung ethnischer und religiöser
Minderheiten sowie von Menschen mit
Behinderung. Bereits ab 1935 wurden die
Zeugen Jehovas in Stade verfolgt und
Mitglieder der Gemeinde mehrfach verhaftet
oder in Arbeitslager deportiert.
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http://www.stolpersteine-stade.de/?p=glossar&w=JuedischeGemeinde, aufgeru-
fen am 15.11.24
Lage des jüdischen Friedhofs und Standort der
ehemaligen Synagoge